„Wir tragen die bunten Trainingsjacken der verlorenen Sowjetstaaten und fahren die verschrotteten Fahrräder gleichgültiger Bürgerkinder, aus sämtlichen Hinterhöfen der Stadt sorgsam zusammen geklaut. Wir haben unsere Routine gefunden und wir weichen nicht mehr davon ab. Wir wissen, was zu tun ist.“
Der September rückt näher und das heißt: wieder Veranstaltungen in der Lettrétage! Wir sind mächtig aufgeregt und freuen uns sehr, Sie alle bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen – mit Abstandsregeln, Hygienekonzept und einem vollen Programm direkt aus der freien Literaturszene Berlins. Die Pause war auch wirklich lange genug.
Liebe Freund*innen der Literatur und der Lettrétage, die coronabedingte Unterbrechung unseres Betriebs war definitiv lang genug, deshalb freuen wir uns umso mehr sagen zu können: Im September geht es endlich weiter in der Lettrétage! Die ersten Abendveranstaltungen sind bereits bestätigt. Die einzelnen Termine finden Sie wie immer auf unserer Programmseite.
Das heißt auch: Unsere Räume stehen ab September wieder für alle denkbaren Veranstaltungen der freien Literaturszene zur Verfügung. Lesungen, Redaktionssitzungen, Projektplanungstreffen, Textwerkstätten, etc. – wir öffnen unsere Tür gerne dafür. Uns stehen im Herbst zwar nur begrenzte Räume zur Verfügung, dafür aber ganz besondere! Uns ist es zunächst einfach wichtig, unser Angebot der kostenfreien Raumnutzung wieder stellen zu können, daher ermuntern wir Sie und euch, hier mit uns Kontakt aufzunehmen.
ich wäre gern an der erschaffung der kiesel steine beteiligt gewesen – die rundgeschliffenen ∙ münder + nasen ∙ ziehen vorbei & ihr verwässerter blick ∙ fällt
in die grund- schwingung gleichfarbener urmeere
zurück ∙ bleibt insgeheim mein sehnen nach deiner stimme an ihr hätte ich mich gerne beteiligt oder
vergangen ∙ die wände hinter den türen in den räumen unserer
liebesnächte ∙ alle akren glatt geschliffen im fluss
Christian Schloyer, „suche nicht nach murmeln im flussbett“, via lyrikline.
„Weißt du, was ich auf keinen Fall darf?“, fragte er, als wir allein waren. Er ging zur Zimmertür und drehte den Schlüssel herum. „Bei uns haben Mama und Papa schon alle Schlüssel abgezogen.“
„Und jetzt schließen wir wieder auf?“
„Warum denn?“
Es dauerte eine Viertelstunde, bis die anderen unser Fehlen bemerkten. In dieser Viertelstunde hörten wir immer wieder Schritte im Flur, und jedes Mal legte mein Neffe den Zeigefinger über die Lippen. Als die Klinke schließlich heruntergedrückt wurde, strahlten seine Augen vor Glück. Aus Nepomuks Regal suchte er das Drachenbuch heraus.
„Liest du mir vor?“, flüsterte er.
Jemand rief nach meinem Neffen, jemand rüttelte an der Tür. Die Rufe und das Rütteln wurden lauter, und mein Neffe sah mich unsicher an. Ich begann leise zu lesen.
Katharina Bendixen: Die leeren Wochen des Sommers (aus „Mein weißer Fuchs“, poetenladen, 2019, via)
Der Vierte Branchentreff Literatur ist vorbei. Wir hatten drei spannende Tage voller Input und Diskussionen zu Themen von digitalen Kulturplattformen, über sensible Sprache hin zu literarischen Genossenschaftsmodellen. Alles live gestreamt aus dem tak Theater Aufbau Kreuzberg. Sie finden auf unserem Facebook-Channel einige Interviews, die wir mit Referent*innen live vor Ort geführt haben sowie die jeweiligen Tageseinführungen von Projektleiter Moritz Malsch. Und auch wenn es keine Publiumspräsenz am Veranstaltungsort gab, hat Melanie Hauke trotzdem einige Eindrücke mit ihrer Kamere eingefangen:
What: Multilingual Advisement Days When: 03.06.2020 and 12.06.2020 How: Individual advisement sessions via Telefon or Video-Conference Available Languages: Arabic, English, French, Hebrew, Polish, Russian, Spanish, Turkish Free of charge upon registration
Schon öfter war der anonym bleibende Autor G.H.H. zu Lesungen in der Lettrétage. Eine Besonderheit war, dass er regelmäßig komplette längere Texte vorlas. Seinen Roman „Der eine Sohn“, der letztes Jahr beim APHAIA Verlag erschien und die Rückkehr eines Kriegsgefangenen in sein Heimatdorf im Jahr 1920 beschreibt, las er bei uns in einer Komplettlesung über einen ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein. Er präsentierte aber auch schon Novellen, Film-Essays über Juri Gagarin und andere Formate.
Dillwyn Thier hat mit dem Autor für unseren Blog über seinen Roman, die geschichtlichen Hintergründe des Projekts und die Wahrheit der Erfindung im Schreiben gesprochen.
Wir machen weiter und sammeln digitale Literaturformate aus den verschiedenen Literaturszenen. Nach wie vor passiert viel – sei es in Form von Livestreams auf Facebook, Soundcloud-Schnipsel-Poesie, Youtube-Lesungen oder spontan produzierten Hörspielen. Hier ist der vierte Teil unserer Liste, die nach wie vor keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: