Die Lettrétage im März

Der Frühling naht und die Lettrétage freut sich auf Lyriklesungen, Buchpremieren und den Auftakt der neuen Kooperationsreihe „Literaturen im Exil“, auf unsere langjährigen Freunde von POETIC HAFLA, eine Ode an Friederike Mayröcker, die jährliche NaNe-Party und noch einiges mehr!

Direkt am Freitag, den 01. starten wir mit unseren langjährigen Freund:innen und Gäst:innen von POETIC HAFLA in den März. Die 2015 vom Maler Barack Moyal und Schriftsteller Mati Shemoelof gegründete Veranstaltungsreihe kombiniert Lesung, Performance und Party in mediteranem Flare. Frei von jeglichen Regeln und Formvorgaben freuen wir uns an dem Abend auf 10 Künstler:innen, die auf verschiedenen Sprachen die Lettrétage-Bühne bespielen werden. Die Darbietungen werden absichtlich nicht in andere Sprachen übersetzt, um die breite kulturelle Vielfalt Berlins und die Internationalität der Veranstaltung zu untermalen und dem Publikum spürbarer zu machen.

Am Sonntag, den 03. März, freuen wir uns auf Nasima Razizadeh, die ihr Debüt „SPRACHE UND MEER“ (Matthes 6 Seitz Berlin / Rohstoff) vorstellt. „Text und Leben sind nicht trennbar – in der Person berühren sich Sprache und Stille unaufhörlich, liegen untrennbar aufeinander auf, bilden unsichtbar ein fragiles pneumatisches System“ schreibt die Autorin auf ihrer Website. Gemeinsam mit dem Dichter und Editor Asaf Dvori wird die 1991 in Frankfurt geborene Dichterin darüber Sprechen, wie unter anderem, das Meer als Grenze des Landes oder als dessen Entgrenzung, als ein Mehr, das Verlust und Gewinn zugleich mit sich bringt, fungiert.

In Kooperation mit dem Goethe-Institut im Exil wird am Dienstag, den 05. März, die neue Reihe „Literaturen im Exil“ starten. Das Projekt hat es sich zum Ziel gemacht, die Arbeit, die Erfahrungen und die Realitäten von Autor:innen, die aufgrund von Krieg oder politischer Repression ihre Heimatländer verlassen mussten und nun in Berlin bzw. Deutschland leben, zu zeigen. Dabei geht es einerseits um die Vermittlung und Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen, andererseits um die Diskussion struktureller Fragen und die Auseinandersetzung mit Identität und künstlerischem Schaffen. Zum Auftakt der Reihe begrüßen wir die afghanische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Mariam Meetra. Sie veröffentlichte bereits mehrere Gedichtbände auf Deutsch und Persisch. Die belarusische Schriftstellerin und Übersetzerin Julia Cimafiejeva (Юля Цімафеева) veröffentlichte unter Anderem vier Gedichtsammlungen in belarusischer Sprache, und  deutsche Übersetzungen ihrer Werke „Der Angststein. Gedichte“ (edition.fotoTAPETA, 2022) und „Minsk. Die Stadt, die ich vermisse. Fotografie. Gedichte“ (EDITIONfrölich, 2022).

Nora Schramm feiert am Mittwoch, den 06. März, in unserem Haus die Premiere zu ihrem Debütroman „Hohle Räume“. Er handelt von Helene, die kurz vor Weihnachten in das Haus ihrer Eltern zurückkehrt, das nach vierzig Jahren Ehe und einer bevorstehenden Scheidung seltsam leer erscheint. Sie soll helfen, den Besitz zu sortieren und den emotionalen Ballast zu bewältigen. Während sie ihre Eltern beobachtet und ihre einstige Heimat mit sprühendem Witz analysiert, wird die Mutter in einen Unfall verwickelt und die Kindheitsfreundin Molly taucht überraschend auf. „Humorvoll und in starken Bildern erzählt Hohle Räume von der Familie nicht mehr als einem Ort psychologischer Abgründe, sondern als kleinstmöglicher sozialer Einheit, in der die Aufstiegsgeschichte der Babyboomer genauso zu erkennen ist wie der Klassenumstieg ihrer Kinder – und wo Sofas, Töpfe und Fensterläden nicht bloß Alltagsgegenstände sind, sondern subtil über Werte, Überzeugungen und Sicherheiten Auskunft geben.“ (Matthes & Seitz) Die Autorin, 1993 in der Südpfalz geboren, studierte Fremdsprachen und Kulturwissenschaften in Gießen sowie Theorien und Praktiken professionellen Schreibens in Köln und wird am 06. März mit Lara Sielmann auf der Lettrétage Bühne sprechen.

Das NachwuchsNetzwerk (NaNe) eröffnet den Frühling am Donnerstag, den 07. März, mit einer entspannten Party, die Raum für Austausch und Gespräch bietet. Als Ehrengast wird Coco Meurer, Gründerin der neuen Buchhandlung „Literaturensohn“,  von ihren Erfahrungen berichten. NaNe ist die richtige Anlaufstelle für Einsteiger:innen in die Buchbranche, egal ob durch Ausbildung, Volontariat oder Young Professional. Regelmäßige Informationen zu den über das Jahr verteilte Veranstaltungen  erhalten Sie über den NaNe-Newsletter. Das Team, koordiniert von Fabian Thomas im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Berlin-Brandenburg, freut sich über Ihre Anmeldung bis zum 5. März unter ausbildung@berlinerbuchhandel.de. Coco Meurer, studierte Journalistin und Marketing-Spezialistin, eröffnete 2023 ihre Buchhandlung und ein Kreativbüro in Berlin-Mitte, nachdem sie jahrelang in der Unternehmenskommunikation und im Marketing für verschiedene Startups tätig war.

Die VeranstaltungBut existence, too, must be poetic: An Evening of Friederike Mayröcker am Samstag, den 09. März, feiert das Leben und Werk der österreichischen Autorin, die für ihre avantgardistische Lyrik und zarte Prosa bekannt ist. Mayröcker, eine Ikone der Literaturszene, wird in Berlin, ihrer einstigen Heimatstadt und einem zentralen Ort für ihre internationale Rezeption, geehrt. Die Abend umfasst eine von Alexander Wells moderierte Diskussionsrunde in englischer Sprache mit den Übersetzer:innen Donna Stonecipher und Alexander Booth, sowie dem Literaturkritiker Ryan Ruby. Gefolgt von ausgewählten Lesungen von Berliner Schriftsteller:innen, die Mayröckers Geist und ihre Auffassung, dass nicht nur das Geschriebene, sondern auch die Existenz poetisch sein sollte, einfangen sollen, moderiert von Sanders Isaac Bernstein. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit für Schriftsteller, ihre eigenen Werke einzureichen und vorzutragen, die sich von Mayröcker inspirieren lassen. Dieser zweite Teil kann in jeder Sprache stattfinden. Originalität und Überschwang stehen im Vordergrund, um den Geist der Autorin angemessen zu würdigen.

Weiter geht es am Sonntag, den 10. März, mit „DEATH OF A BOXER“, einem Sachbuch das in englischer Sprache von Boxen und Boxern, aber vor allem von Liebesgeschichten erzählt. Es ist eine Geschichte über den Sport, aber auch über die Menschen, die sich entscheiden, in dieser harten, marginalisierten Welt zu existieren, die seltsam voller Schönheit und Anmut ist. Donald Ray Pollock, Autor von „THE DEVIL ALL THE TIME“ und „KNOCKEMSTIFF“, nennt es das beste Buch über Boxen, das er je gelesen hat. Autor Pete Carvill stellt sein erstes Sachbuch vor, spricht über die Bedeutung des Boxens im 21. Jahrhundert und teilt Anekdoten aus drei Jahren Schreiben rund um die Welt. Carvill war Reporter, Autor und Redakteur, hauptsächlich in Berlin, und ist seit fast zwanzig Jahren in den Welten des Boxens und der Kampfkünste aktiv. Er schreibt für verschiedene Magazine und arbeitet an seinem zweiten Buch „A DUEL OF BULLS“.

Ein besonderer Börsenratgeber erwartet Sie am Donnerstag, den 14. März. In seinem neuesten Buch Für alle, die über Nacht reich werden wollen plaudert Altmeister Alexander von Lippingen aus dem Nähkästchen und teilt Tipps und Tricks für erfolgreiches Trading. Die Lesung in der Lettrétage bietet neben der Präsentation des Werkes durch von Lippingen und seinem Ghostwriter, dem auf Finanz- und Börsenliteratur spezialisierten Lektor und Texter, Christian Wöllecke auch eine kostenlose Schnellberatungsrunde, bei der von Lippingen sein Wissen zu Aktien teilt. Ein Abend mit echtem Mehrwert für alle Interessierten! ALEXANDER VON LIPPINGEN, geboren 1956, ist ein erfahrener Trader und Autor, der sein Handwerk von Grund auf gelernt hat und heute mit Büchern und Seminaren Privatanleger begeistert.

In SPRACHMELODIEKLANGFARBENMELODIE: Part 4 präsentiert Paul Brody am Freitag, den 15. März, ein Live-Elektronik- , Trompeten- und Poesiekonzert mit aufgezeichneten Stimmen von Dichter:innen des letzten Jahres. Brodys Kompositionen und Improvisationen zielen darauf ab, musikalische Übersetzungen von Gedichten zu schaffen, wobei er sich sowohl von den klanglichen Elementen der Gedichte als auch von der Ausdrucksweise der Dichterstimmen inspirieren lässt. Zwei der vorgestellten Autor:innen, Uljana Wolf und Christian Hawkey, erkunden Poesie durch homophone Übersetzung, in welcher der Klang der Phrasen Vorrang vor der wörtlichen Bedeutung hat. Unser Gast und Freund Brody, geboren in Kalifornien, arbeitet regelmäßig mit Theatern und Musikproduzenten wie John Zorn zusammen. Derzeit schreibt er eine Oper für das Opéra National de Lorraine in Nancy und arbeitet mit Theaterregisseuren wie David Marton und Hans-Werner Kroesinger zusammen.

Am Sonntag den 17. März, freuen wir uns auf „In the next city, the next country, the next language“, einen Dialog auf Englisch zwischen den Dichter:innen Uljana Wolf, ariel rosé und der Übersetzerin Karolina Golimowska. Wolfs poetische Reise reflektiert die Auswirkungen des Wechsels des Wohnorts auf Sprache und Identität, während sich rosés Werk, beeinflusst von ständiger Bewegung, mit den Dynamiken der sprachlichen Zugehörigkeit auseinandersetzt. Durch Lesungen in Deutsch, Polnisch und Englisch navigieren sie durch die Politik der Übersetzung, die Translanguaging und das Exophonische Schreiben. Uljana Wolf, gefeiert für ihre Poesie und Übersetzungen, beschäftigt sich intensiv mit osteuropäischen Sprachen. Andererseits erkundet ariel rosé, Dichter:in, Übersetzer:in und Illustrator:in, Themen der Migration und der sprachlichen Fluidität. Golimowska, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin, moderiert das Gespräch und bereichert den Diskurs über Popkultur und Literatur. Wir sind gespannt auf eine aufschlussreiche Erkundung von Poesie, Übersetzung und den Komplexitäten sprachlicher Identität.

Der Berlin Writers‘ Workshop und das Schwule Museum beschließen den März am Dienstag, den 26. März mit Sarah Schulman und einer Lesung und Diskussion zu ihrem neuesten Buch LET THE RECORD SHOW: A POLITICAL HISTORY OF ACT UP NEW YORK, 1987-1993. Sarah Schulman, Schriftstellerin, Dramatikerin, Drehbuchautorin, Sachbuchautorin und AIDS-Historikerin, schreibt Ein umfassendes politisches Geschichtswerk über Act Up und die AIDS-Aktivismusbewegung in Amerika. Sie bekleidet zudem eine Professur für Kreatives Schreiben an der renommierten Northwestern University. Der Berlin Writers‘ Workshop wurde 2017 gegründet, um eine internationale Schreibgemeinschaft in Berlin aufzubauen. Die Dozierenden sind erfahrene Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen mit Veröffentlichungen in renommierten Publikationen. Im Fokus stehen Schreibworkshops, in denen Teilnehmer ihre Werke unter professioneller Anleitung besprechen. Zusätzlich werden Seminare, Lesungen und individuelles Mentoring angeboten.