Schmuckitreu-Ausstellung in der Lettrétage

© Schmuckitreu

Wer über so wunderbar weiße Wände wie wir verfügt, hat nicht nur eine natürliche Affinität zum Stabreim, sondern gibt auch gerne bildenden Künstler*innen einen Raum für Ausstellungen. Das passiert bei uns mit einer gewissen Regelmäßigkeit, aber diesmal freut es uns besonders. Denn der Künstler hinter unserer aktuellen Ausstellung Josef Stöhr alias „Schmuckitreu“ begleitet die Lettrétage schon eine Weile, betreut Veranstaltungen und ist öfters hinter der Bar anzutreffen, wo er durstige Literaturinteressierte mit Weißwein versorgt. Dass er gleichzeitig ein vielseitiger, mit unterschiedlichen Medien und Materialien arbeitender Künstler ist, wussten wir schon länger. Jetzt können sich auch die Besucher*innen der Lettrétage davon überzeugen.

© Schmuckitreu

In der Ausstellung werden u.a. neue Fotogramme des Künstlers gezeigt, sie kann während unserer regulären Veranstaltungen besucht werden. Und alle weiteren Worte überlassen wir gern dem Künstler selbst:

Schmuckitreu und die Zwangsehe der analogen Fotografie mit der Schönheit einer Wahrheit des Dings an sich. Die ausgestellten Arbeiten sind fast alle sogenannte Fotogramme. Bei diesem Verfahren werden Gegenstände auf unbelichtetem Schwarz-Weiß-Fotopapier in der Dunkelkammer angeordnet. Für kurze Zeit wird die Lichtquelle oberhalb der Gegenstände aktiviert. Danach wird das Fotopapier in die Entwicklungsschalen gebracht. Die Ergebnisse der chemischen Prozesse einer Wirklichkeitsabbildung zeigen sich zunächst bei der matten Rotlichtbeleuchtung.

Jetzt hat der künstlerisch arbeitende Mensch die Möglichkeit, mit Kupferverstärkern bzw. Silberbleichen in die Bildgestaltung einzugreifen. Hier sind den Möglichkeiten enge Grenzen gesetzt, die Retusche ist durch das menschliche Auge leicht enttarnbar.

Schmuckitreu wurde vor zehn Jahren in Kreuzberg aus der Taufe gehoben. Es versteht sich als ein Kunstprojekt zur Ausschmückung der Realitäten – die Wahrheiten als Schönheiten -, als Verfertigerin von langlebigen Scherben der Erinnerung und künstlichen Bernsteinharzen als Ohranhänger.

Nicht ausgelassen wird das Spiel der getäuschten Blicke, die von ihrer Täuschung wissen. So findet sich in der Ausstellung auch das gebrochene Mossy Herz, die Laserhänger-Serie und als Triptychon die baltische Ikone Rigamildawo. Die Möglichkeiten der Fotogramm-Technik und der digitalen Bildbearbeitung werden nebeneinander aufgefaltet.

Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage des Künstlers.