Es gibt einen Punkt in jeder Geschichte, an dem man sich entscheiden muss, wo der Anfang liegt. Welche Geschichte man erzählen will. Vielleicht liegt der Anfang vor der Geburt, irgendwo in dem, was Vergangenheit ist, ein vererbter Strang, der zieht, der den Weg weist an den Ort, wo die Linse der Erzählung fokussiert. Vielleicht liegt er mittendrin, eine zufällige Implosion von Einheiten aus Zeit, voller Leerstellen, aus denen die Geschichten fliessen. Vielleicht: Die Katze, das Gas. Die Großtante, der Bauernhof, ein Eisenbahnunglück in Italien. Eine Leerstelle voller Leerstellen, Begehren, das pocht unter den Dielen, und pocht, und pocht. Die Knoten, die wuchern.
Auszug aus „Die Knoten, die wuchern.“ von Eva Maria Leuenberger
Aus: Edit, N°78/79, Herbst 2019