„Auf die Bretter und ins Spotlight“ – Interview mit John Sauter von „Nach den Diskotheken“

(c) Alena Sternberg

Am 4. Februar dürfen wir in der Lettrétage das Kollektiv Nach den Diskotheken begrüßen. Benannt nach dem ersten Lyrikband der Schriftstellerin und Performerin Martina Hefter aus dem Jahre 2010, fand sich das Kollektiv im Umfeld einer ihrer Schreibwerkstätten zusammen. Neben einigen Festen hat es bereits euphorisch aufgenommene Lesungen im poetischen Untergrund abgehalten.

Im Vorfeld hatten wir Gelegenheit, mit John Sauter, einem der auftretenden Künstler bei der kommenden Lesung, über die Hintergründe und das Selbstverständnis des Kollektivs zu sprechen. Dafür an dieser Stelle ein ganz großer Dank!

F: Ihr nennt Euch „Nach den Diskotheken“, nach einem Gedichtband von Martina Hefter. Inwieweit ist das ein poetologisches Statement? Was ist für Dich das Besondere am Schreiben von Martina Hefter?

A: Das Besondere daran?… Mmh, vielleicht ist Martina Hefters Schreiben ja insgesamt einfach besonders. Alle an der kommenden Lesung Beteiligten waren irgendwann mal in der Lyrikwerkstatt von Martina Hefter am Literaturinstitut Leipzig. Ich kenne Martina schon von der Zeit davor, als sie an der Wiener Universität für Angewandte Kunst Sprachkunst unterrichtet hat, was dazu führte, dass sie mich als Feedbackinstanz bei meinem ersten Buch „Startrampen“ und dann auch beim zweiten „Zone“ begleitete. Ich schätze ihre Art zu unterrichten und Rückmeldung auf Texte zu geben sehr. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber da wir alle zusammen lesen, wird das bei der ein oder anderen Person ähnlich sein.

F: Kannst Du was zur Entstehung Eures Kollektivs sagen? Wie kam es zu der Idee, sich zusammenzuschließen? Und welche Ziele wurden damit verbunden?

A: Zur Idee kam es mit Blick auf Martinas Lehrveranstaltungen. In den Seminaren hört und sieht man ja, was die anderen so machen, Texte werden regelmäßig vorgestellt und das findet man mal nicht gut oder eben eher doch sehr gut, wodurch es zu einer wiederkehrenden, komplizigen Leseschaft kommen mag. Und Ziele, nun ja: Auf die Bretter und ins Spotlight. Zudem lässt sich sagen, dass wir in kleinerer Konstellation bereits zusammen aufgetreten sind, ebenfalls auch mit Martina zusammen. Und das hat uns gefallen. Also dachten wir, machen wir doch noch mal, nur eben größer, und wenn alles klappt, findet die ganze Show ja auch statt. Wir freuen uns und sind sehr gespannt auf das, was kommen wird.

F: Wie muss man sich die Arbeitsweise von „Nach den Diskotheken“ vorstellen? Erprobt Ihr bestimmte Formen kollektiven Schreibens? Wie tauscht Ihr Euch über eure Texte aus?

A: Wir schreiben und tauschen uns aus – so ist’s. Mündlich, schriftlich und alles dazwischen. Das Seminarumfeld hat zudem noch kleinere lose Kollektive ausgebildet, und dort findet unter anderem auch kollektives Schreiben oder gemeinschaftliches Sprech-Performen statt.  

F: Was habt Ihr mit Euren im Rahmen des Kollektivs entstandenen Texten für Pläne?

A: Live lesen ist aktuell, glaube ich, das Interessanteste. Wir haben alle ein bisschen Hunger. Es gab ja viele Off-Days in der jüngeren Vergangenheit. Und dann hast du vorhin ja nach einem Statement gefragt. Mmh… ich finde, der Ausspruch „Nach den Diskotheken“ flügelt sich einfach sehr gut gerade – sprich unsere Texte kommen gut zusammen. Ist das nicht ein Gefühl, das viele von uns aktuell teilen? Ich meine, das Fest liegt weit zurück, aber das Danach-Gefühl dehnt sich und dehnt sich. Kleine Tunnelgefühle. Wir könnten zumindest schreibend ausbrechen.

F: Eine Frage noch zum Schluss: Nehmt Ihr noch Mitglieder auf? Und wenn ja: Wie kann man Mitglied werden?

A: Man muss nach Leipzig fahren, am Bahnhof aussteigen, dann geht man auf das blinkende Licht zu. Wenn man es sieht, wird man es wissen. Am dritten Hochhaus wendet man sich nach links. Dort befindet sich eine Tür. Man wird sie erkennen. Schieb den Efeu zur Seite, höre das Knistern der Schächte und Leitungen, öffne die Tür.

Für alle anderen: Wir sind kein festes oder geschlossenes Gebilde. Eher eine offene Zusammenkunft. Mitgliedsnummern und Ausweise haben wir nicht. Gutes findet meist von selbst zusammen.