Zitat der Woche

Andrikkoú stammte aus demselben Dorf wie meine Oma, auch sie war geflohen und lebte seit 1974 in Limassol. In den letzten Jahren wohnte sie allein in einem kleinen Haus am Ende unserer Straße. Sie erinnerte mich sehr an Oma. Sie war auch eine Bäuerin gewesen, die Hände gealtert vom Umgang mit Erde und Teig. Sie liebte Zitronenbäume. Kaum in der Flüchtlingssiedlung angekommen, pflanzte sie ihren ersten Zitronenbaum.

Wenn die Zitronenbäume in der Kälte froren, fror Andrikkoú mit ihnen. Wenn die Sonne schien, bewunderte sie die goldenen Früchte. Sie goss ihre Bäume, pflegte sie, sang ihnen leise Lieder vor. Sie wollte keine einzige Zitrone verlieren, dachte wohl an die, die sie in ihrem Dorf zurücklassen musste, im besetzten Gebiet. Kurz bevor sie starb, traf ich sie im Garten und erzählte ihr von meinem hohen Zitronenbaum, der mir die Ernte erschwerte.

„Wie willst du den Baum zu dir herab zwingen, junge Frau, wo er doch in den Himmel blicken will? Meine sind auch so“, sagte sie kurz angebunden und stolz.

Ein paar Tage später hörte Andrikkoús Herz auf zu schlagen. Ihre Zitronenbäume ließen die langen Äste hängen, trauernden Töchtern gleich, umarmten und beklagten sie. Nun wird Andrikkoú sie von oben betrachten und stolz sein.

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Zitat der Woche

Everywhere hotel guests drift in and out of each other’s rooms. Their doors propped open by anything heavy and portable. Buckets of ice, paintings pulled down from the walls, bedside table lamps, even an armoire. Men in tuxedos run down the maze of halls, their dress shoes slipping on the carpet. Women in gowns chasing after them, bottles of champagne in their hands. Their faces obscured by feathers and rhinestones and glass beads. Keith can only make out their smiling teeth, their glittering eyes. Everywhere a hysterical scent off mock orange and gardenias and gunpowder. He twists the wedding band around his finger, feeling his heartbeat thumping away in his chest. 

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Zitat der Woche

Literatur hat in den letzten Jahren wieder spürbar mehr Kraft entwickelt, nicht nur für einzelne, sondern viele Menschen im positiven Sinne die Welt aus den Angeln zu heben; im Netz aus allen Richtungen ertönende, aufregende neue Stimmen machen dies plausibel. Literatur aber, die aus bequemer Gewohnheit mit ästhetischer Autonomie ihre Mitwirkung an struktureller Ungerechtigkeit, am Ausschluss, am Leiden und Sterben von Lebewesen leugnet, verdient es, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. 

Christiane Frohmann: Unveröffentlicht, 2022.

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„BERLINCLUSIVE steht für das, woran ich glaube, wofür ich mich einsetze, wie ich arbeite“ – Interview mit Christiane Frohmann von „Zwischen Konzept und Instantanem“ am 20. und 21. August

Von Mai bis August 2022 feiert die Lettrétage über vier Monate mit einer Reihe von transdisziplinären Lesungen, Produktionsworkshops und performativen Veranstaltungen BERLINCLUSIVE! – eine gemeinsame Vision diverser Berliner Literaturen, ihrer Macher*innen, Praktiken und Öffentlichkeiten.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins lädt die Lettrétage drei impulsgebende Kurator*innen aus der freien Szene ein, eine Reihe zu gestalten, die künstlerische Produktionsprozesse und öffentliche Präsentationen gleichermaßen umfasst. Gemeinsam mit Berliner Literaturschaffenden und im Gespräch mit dem Publikum leuchten sie so die Dimensionen von Literatur als sozialer Praxis aus. Die Ausgangsbeobachtung: Berliner Literaturschaffende, -vermittler*innen und ihre Öffentlichkeiten bilden eine in Sprache, Kultur, Religion, Ethnie, Geschlecht, Sexualität und Körper(lichkeit) vielgestaltige Mischung von literarisch Kreativen und literaturaffinen Personen.

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Zitat der Woche

So I was being sent away from
the yellow California summer
for being dissolute when I had
only committed the crime of
being interested in the dissolute:
I was focused almost wholly on
the subject of sleaze.

What was sleazy? I didn’t quite
know, but I studied everything
for traces of it.

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