Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Do
    20
    Apr
    2023

    Abwesenheiten

    20:00Lettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt: 8€

    Lesung mit Olav Amende


    (c) Sandra Müller

    Das Langgedicht ABWESENHEITEN von Olav Amende entwirft eine Welt der Parallelitäten, in der die Dinge losgelöst und doch miteinander verbunden simultan geschehen. Die Zeit scheint stehen geblieben, die Welt verlassen und menschenleer. Dennoch treten Menschen auf. Sie scheinen weit entfernt zu sein, als wären sie Teil einer anderen Welt. Man kann ihren Tätigkeiten zusehen, ihr Schlurfen auf den Straßen hören, entgeht aber ihrem Blick. Ein Sound aus Wiederholungen und Auslassungen treibt den Text voran:

    Und dann / ist der regen / verklungen / und was bleibt ist das / treiben der in den weiher / gesunkenen unken und / das tropfen von dem klatschnassen geäst der / weiden und der pappeln / in den wäldern und das / tropfen von den glänzenden blütenblättchen der / astern in der warmen abendsonne und das / tropfen von den dampfenden / sich fast wieder aufgerichteten grashalm- / spitzen und das / tropfen von den / hüpfburgzinnen und den / zinkdachrinnen der stadtvillen

    Stimmen zu "abwesenheiten": „‚Gedicht‘ steht unterm Titel. Aber eigentlich sind es zwei Gedichte, zwei ganz große, stille, lange. So in der Dimension von Cardenal oder Whitman, auch wenn die Landschaft, die Olav Amende beschreibt, die Stadt ist. Möglicherweise Leipzig. Eines, wie nur er es sieht. Oder gesehen hat – etwa in den ersten Wochen des Lockdowns 2020, an den sich heute kaum noch jemand erinnert. (…) Was so erscheint, ist natürlich die Poesie der Welt, eine von Stille erfüllte. Man darf sie wieder hören – die Vögel, die Insekten, die Regentropfen. Amende muss sie gar nicht besingen. Indem er benennt, was gerade geschieht, lenkt er den Blick. Richtig starke Poesie kommt ohne Kommentar aus. (…) Man kann dieses Gedicht auch als Projektion lesen in eine Zukunft, in der es den Menschen mit seinem rücksichtslosen Umgang mit der Welt nicht mehr gibt. Er seine eigenen Lebensgrundlagen zerstört hat und eine Welt zurückbleibt, in der nur noch für eine gewisse Zeit seine Artefakte davon zeugen, dass er da war. Bevor Wind, Regen, Hagel und Sonne ihr wohltuendes Werk verrichten und die Dinge wieder zu Staub verwandeln.“ (Ralf Juhlke, Leipziger Zeitung)

    (c) Mim Schneider

    Olav Amende, geboren in Berlin, ist Schriftsteller, Regisseur und Performancekünstler. Er hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (MA) an der Universität Leipzig studiert. Er schreibt und inszeniert Theaterstücke und veröffentlichte Texte in diversen Literaturmagazinen. Sein Gedicht PHANTASIE IN EILE wurde im Rahmen der Superpreis-Anthologie des Literaturmagazins metamorphosen veröffentlicht. Im Sommer 2021 brachte er sein Theaterstück ZWISCHEN DINGEN am Anhaltischen Theater Dessau zur Uraufführung.


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • Do
    11
    Apr
    2019

    Haiku und Bild - Lasst uns Haiku schreiben!

    16:00Eintritt frei

    Workshop für Kinder und Jugendliche zum Welt-Kinder-Haiku-Wettbewerb

    Vor langer, langer Zeit in einem fernen Land sprang ein Frosch vor den Augen eines alten Mannes platschend in einen Teich hinein. Daraufhin schrieb der Mann das Haiku-Gedicht: „Furu ike ya / Kawazu tobikomu / Mizu no oto [zu Deutsch: Der alte Teich. / Ein Frosch springt hinein / das Geräusch des Wassers]“. Der Mann war Basho, der heute als Haiku-Meister weltweit bekannt ist.

    Was ist das Haiku überhaupt? Bevor man sich mit dem Haiku beschäftigt, muss man zunächst fleißig Japanisch lernen? Nein!

    Heute kann man nicht nur auf Japanisch sondern auch auf Deutsch Haiku schreiben. Egal mit welcher Sprache, man muss sein feines Zartgefühl zum Ausdruck bringen. Wie schafft man dies? Der japanische Haiku-Dichter Kensuke Kashiwakura und die Berliner Haiku-Dichterin Petra Klingl zeigen hierzu einen „Trick“. Beide bringen allen Teilnehmer*innen die ersten Schritte zur Haiku-Dichtung bei.

    Mit einem selbst geschriebenen Haiku kann man sich beim Welt-Haiku-Kinder-Wettbewerb bewerben. Einzureichen ist ein gemaltes Bild, in dem ein Haiku steht. Eine weitere Möglichkeit, um ein solches Haiku-Werk mit Bild fertig zu stellen, ist am 15.04 um 16 Uhr.

    Dieser Workshop findet im Rahmen von „Shapes of Haiku“. Festival für Literatur, Kunst und Musik im Bergmannkiez statt, gefördert von Hauptstadtkulturfonds und der JaDe-Stiftung. www.shapesofhaiku.triorin.com

    Eine öffentliche Lesung zu den einzelnen Workshops findet am 13. April um 20:00 bei uns in der Lettrétage statt. Link zur Veranstaltung hier.

    Künstler*innen:

    © Privat

    Kensuke Kashiwakura ist 1980 in Tochigi geboren und gilt als wichtiger Vertreter der Nachwuchsgeneration der Haiku-Szene in Japan. Seit 2014 ist er Mitglied im Taka-Haiku-Verein, einem der größten Haiku-Vereine Japans. Kashiwakura erhielt seine Ausbildung von den Haiku-Dichtern wie Maya Okuzaka sowie Keisyu Ogawa, die in der zeitgenössischen Haiku Szene eine bedeutende Rolle spielen. Neben seiner Arbeit als Redakteur im Ikubundo-Verlag beschreibt er seine alltäglichen Erlebnisse in Haiku-Form. Seine zeitnahen Momentaufnahmen vom Leben im modernen Japan werden hochgeschätzt. 2016 erhielt er den Taka-Nachwuchspreis. 2017 wurde sein Haiku-Zyklus Oyogouka [Lass uns schwimmen] für den Kadokawa-Haiku-Preis nominiert. Heute ist er als aktiver Taka-Haiku-Dichter etabliert und seine Haiku Dichtungen wurden zahlreich rezensiert. Seit 2016 ist er Mitglied der japanischen Haiku-Dichter-Gesellschaft.

     

    © Privat

    Petra Klingl, Dichterin, wurde 1957 in Suhl im Thüringer Wald geboren. Mit 17 Jahren schrieb sie ihre ersten Gedichte, die sie während ihres Studiums der Landwirtschaft in Berlin vertiefte. Erst im Jahre 2010 erschien ihr erster Gedichtband: „Wenn der Mond Auto fährt“ entstand. Im gleichen Jahr entdeckte sie die japanische Gedichtform „Haiku“ und verliebte sich sofort. Sie trat in die Deutsche Haiku-Gesellschaft ein und ist mittlerweile im Vorstand tätig. 2016 veröffentlichte sie ihre erste Haiku-Sammlung sowie aktuell eine Broschüre „Haiku schreiben“ mit Hinweisen zum Schreiben.