Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Fr.
    31
    Mai
    2024

    Fluide Glossare. Ein Kettengedicht

    19:30Lettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt frei

    Lesung und Performance mit Jon Savkin, Anna Hetzer, Biba Oskar Nass und Ela Beysun
    Moderation: Dana Cermane

    Wie sieht eine queere Sprache aus? Und wie verändern sich die Begriffe queerer Lebensrealitäten zwischen Tauben und hörenden Individuen? Wie bilden sich neue Begriffe und wie bilden sich neue Gebärden für neue Begriffe?

    Nach verschiedenen Kooperationen in den letzten Jahren bringt die Literaturinitiative handverlesen gemeinsam mit der Lettrétage wieder Taube und hörende Künstler*innen zusammen, um gemeinsam an der Sprache zu arbeiten, sich gegenseitig zu übersetzen und neue Formen des Ausdrucks zu finden. In einem intensiven Produktionsworkshop haben zwei Taube und zwei hörende queere Künstler*innen das Format des Glossars als Ausgangspunkt eines Prozesses genommen, in dem sie sich Fragen nach der Herkunft von Begriffen, ihrer Deutungsmacht und ihrem Eigenleben gestellt haben.

    Entstanden ist dabei ein Kettengedicht in deutscher Laut- und Gebärdensprache, ein fluides Kunstwerk, das von der jeweiligen Sprach- und Übersetzungsarbeit der Beteiligten geprägt ist: In einer zweisprachigen Performance kommen lautsprachliche Lyrik und Gebärdensprachpoesie, kommen queere Lebenswelten Tauber und hörender Menschen zusammen.

    (c)Urs Mader

    Jon Savkin (Taub), 1996 in München geboren, lebt in Berlin. Jon Savkins ist Gebärdensprachpoet*in, Tänzer*in und Schauspieler*in. Die künstlerische Entwicklung  nimmt ihren Ausgang von einer Zusammenarbeit mit der Tauben Tänzerin/Gebärdensprachpoetin Kassandra Wedel. Als Teil ihrer Tanzgruppe Nikita waren beide  deutschlandweit durch Showings und Auftritte präsent, u.a. bei den Gehörlosen Kulturtagen. Beim Deutschen Gehörlosen Theaterfestival 2017 wurde Jons  schauspielerische Leistung mit dem Preis für die beste Theatergruppe ausgezeichnet. Aktuell wirkt Jon Savkin in der Inszenierung von Hamlet des Deutschen Gehörlosentheaters mit. Als Gebärdensprachpoet*in war Jon Savkin unter anderem bei den Projekten Shut up and Sign Speak (2022) und TextKörper-KörperText (2021) beteiligt.  2021 präsentierte Jon Savkin beim Pop-Kultur Festival ein Video zum Song You So Done von Noga Erez, gemeinsam mit  Nur Sera Beysun als Künstler*innen Duo JUNO.

    (c)Urs Mader

    Ela Beysun (Taub) ist ein*e in Berlin ansässige Gebärdensprachpoet*in, Performer*in und Schauspieler*in. Im Jahr 2022 wurde Ela Beysun als Mitglied der  Performancegruppe T.A.S. mit dem Publikumspreis des DEGETH ausgezeichnet. Sie trat unter anderem beim Vi-Fest 2022 mit ihren Gebärdensprachpoesien  "Feminismus" und "Bodyshaming" auf und ist seit 2023 Teil des Ensembles des Deutschen Gehörlosentheaters, wo Ela Beysun in der aktuellen Inszenierung von Hamlet  mitwirkt.

    (c)Urs Mader

    Anna Hetzer (hörend), geboren 1986, Lyriker*in. Zuletzt erschienen die Bände Kippbilder (2019), Pandoras Playbox (2022) sowie Schaum (2022). Sie beteiligt sich an verschiedenen künstlerischen Kooperationen und Performances, seit 2017 an Projekten von handverlesen. Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Basler Lyrikpreis 2023.

    (c)Urs Mader

    Biba Oskar Nass (hörend), transboy & wortmetzger, schreibt als freier Künstler Prosa und Lyrik. In seinen Texten setzt er sich mit Erinnerungen, queeren Archiven und den Auswirkungen von Gewalt auseinander. Zudem ist Biba Oskar Nass Herausgeber und publiziert neben anderen Texten das queere Literaturmagazin Transcodiert. Biba Oskar Nass hat 2022 die Veranstaltungsreihe „Let´s talk about class“ im ACUD macht neu kuratiert. Er hat  den Prosaband Blau bei Sukultur sowie den Essay Mycrodosing Testosterone im Querverlag veröffentlicht. Im Jahr 2023 war er Teil der Prosawerkstatt im Literarischen Colloquium Berlin.

     

    Die Veranstaltung wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • Mo.
    07
    Okt.
    2019

    Kunst- und Kulturorte zugänglich machen

    3:00Eintritt frei

    Ein Zweiteiliger Workshop zur Barrierefreiheit mit Schwerpunkt Literatur


    Alle reden über Barrierefreiheit, sehen große Anforderungen auf sich zukommen und dann scheitert es an scheinbar guten Argumenten, z.B. am Geld… Kommt Ihnen das bekannt vor? In diesem zweiteiligen Workshop des Förderverbands e. V. wird der Entmutigung entgegengewirkt und das Thema pragmatisch angegangen. Was müssen und was können auch kleinere Kultureinrichtungen tun an und was kann man von den Menschen erfahren, die es wirklich betrifft?  Unter der Moderation von Imke Baumann richtet sich das Format vor allem an Leiter*Innen, Programgestalter*Innen, Mitarbeiter*Innen aus kleineren und mittelgroßen Kultureinrichtungen mit dem Schwerpunkt Literatur.

    Das Programm des Workshops ist in zwei Themenschwerpunkte aufgeteilt.

    Modul I (07.10.2019 - 10.00 – 14.00)

    Barrieren erkennen, Zugänge schaffen, andere Perspektiven erfahren“

    In einem ersten Modul erforschen die Teilnehmenden aktiv und in Zusammenarbeit mit zwei unterschiedlichen Expert*Innen mit Behinderung die Gegebenheiten vor Ort. Geleitet durch die Erfahrungen der Betroffenen wird sich den Fragen gestellt: Was sind Barrieren, welche Barrieren existieren und für wen? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen als Gäste willkommen geheißen werden? Was kann sofort verändert werden, was braucht spezielle Expertise oder Förderung? Es soll ein Portrait der Kulturinstitution vor Ort entstehen, welches die bereits vorhandenen Stärken ausweist, sinnvolle, dabei aber nicht unbedingt teure Veränderungsmöglichkeiten aufzeigt und die Innen- wie die Außenwirkung in den Blick nimmt.

    Modul II (07.10.2019 - 15.00 – 17.00)

    Andere „Sprach-Bilder“

    Das zweite Modul ermöglicht eine Begegnung mit einer Künstlerin und Kunstform, die bislang nicht als selbstverständlicher Teil des Mainstream wahrgenommen werden. Barrieren und fehlende Zugänge sind nicht nur äußerlicher, sondern vielfach auch inhaltlicher Art. Die Gebärdensprachpoetin und Schauspielerin Julia Kulda Hroch zeigt ausgewählte Gedichte und führt am praktischen Beispiel in Elemente und Besonderheiten der visuellen Sprachkunst ein. Im Gespräch zwischen ihr und den Teilnehmenden wird es dabei unter anderem um Arbeitsbedingungen tauber Künstler*innen, ihre spezielle Reibung mit der „hörenden“ Welt, ihre Vorstellungen und Wünsche gehen.

    Teilnehmende sind herzlich eingeladen, Beispiele des Ge- und Misslingens oder „Problemstellen“ (per Fotomaterial) beizusteuern. Zusätzlich wird nach der Anmeldung ein Formular mit Fragen zu den Persönlichen Interessen übermittelt. Daten werden vertraulich behandelt und dienen nur der Vorbereitung.

    Anmeldungen sind einzeln oder für beide Module per Mail unter: anmeldung-barrierefrei@gmx.de  möglich. Anmeldeschluss ist der: 02.10.2019.

    Der Workshop ist kostenlos.

    Moderation:

    Imke Baumann MA in Germanistik/Theaterwissenschaften war langjährig als Regisseurin und Dramaturgin an deutschsprachigen Bühnen tätig. Seit 2005 ist sie bei Förderband e.V. Projektmanagerin, Coach und initiiert und begleitet Projektentwicklungen zum Thema Menschen mit Behinderung in Kunst und Kultur. Imke Baumann ist außerdem Autorin für Audiodeskription und berät zu Barrierefreiheit und Förderungen in der Kultur. (www.berlinfuerblinde.de, www.neue-perspektiven-gewinnen.de, www.theaterhoeren-berlin.de)

    Expert*innen Modul I

    Uwe Nicksch ist Masterstudent für Urban Design in Berlin und ist seit 2017 Mitarbeiter bei "Sozialhelden e.V.". Diese Gruppe von engagierten Menschen entwickelt seit 2004 gemeinsam kreative Projekte, um auf soziale Probleme aufmerksam zu machen und sie im besten Fall zu beseitigen. Sie initiierten u.a. die Projekte „Leidmedien“ und „Wheelmap.org – Die Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte“.

    Stefanie Wiens ist Leiterin von <Platz da!> Barrierefreie Kulturvermittlung und Prozessbegleitung für Inklusion. Gemeinsam mit Expert*innen mit verschiedenen "Behinderungen" berät sie deutschlandweit Kultureinrichtungen. In Seminaren, Barrierefreiheits-Checks und Workshops geht es bis zu einem Jahr um die Begleitung des Öffnungsprozesses für mehr Inklusion vor und hinter den Kulissen der Einrichtung: www.platzda.berlin.

    Christine Pargmann ist Expertin für Leichte Sprache. Das heißt, dass sie sagen kann, wann Texte zu schwer sind und wie sie angepasst werden müssen, damit mehr Menschen sie verstehen. Sie hat bereits viele Kultureinrichtungen zum Thema beraten und hat auch den Blick dafür, was andere Besucher*innen mit Behinderung brauchen, um teilhaben zu können.

    Modul II

    Julia Kulda Hroch ist als Schauspielerin und Gebärdensprachperformerin tätig. Sie war Preisträgerin des Gebärdenpoesiefestivals Goldene Hand 2006 und beste Schauspielerin 2006 in Berlin. Sie gehört zum Ensemble des Deutschen Gehörlosentheaters und führt auch Regie. Julia Kulda Hroch lebt in Kremsier, Tschechien, und wirkt bei künstlerischen Produktionen in tschechischer und deutscher Gebärdensprache mit.

    Im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Abteilung Kultur, Berlin.