Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Fr
    01
    Jul
    2022

    ZWISCHEN DNIPRO UND KRYM | Між _Дніпром _і _Кримом _

    19:30Lettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt 7€/5€

    Lesung mit Svetlana Lavochkina und Oleg Senzow

    Seit Beginn des brutalen russischen Angriffs auf die Ukraine und ihre Souveränität droht das Land auf ein Kriegsgebiet oder Symbol eines neuen Kalten Krieges reduziert zu werden. Die bei Voland & Quist erschienenen Übersetzungen jüngster ukrainischer Literatur setzen dem etwas entgegen:

    So zeigt die in Leipzig lebende jüdisch-ukrainische Autorin Svetlana Lavochkina in ihren Romanen PUSCHKINS ERBEN und DIE ROTE HERZOGIN dagegen eine andere Ukraine: Voll pulsierendem Leben, schrägen Charakteren und als Schmelztiegel einer großen Vielfalt von Kulturen und politischen Interessen. Angesiedelt sind ihre Romane rund um Zaporoschje, kurz Zap genannt, eben jenem Ort, der kürzlich durch den russischen Beschuss des dortigen Atomkraftwerks zu trauriger internationaler Bekanntheit gelangt ist.

    Einen anderen Weg des Erzählens über seine ukrainische Heimat wählt der Autor und Filmemacher Oleg Senzow mit seinen autobiografischen Erzählungen und Notizen: 145 Tage seiner Haftzeit verbrachte Oleg Senzow im Hungerstreik. In dieser Zeit hat er Tagebuch und Kurzgeschichten geschrieben, die im Band HAFT gesammelt wurden. Seine Schilderungen geben Einblick in den Alltag der russischen Strafkolonie Eisbär in Labytnangi am Polarkreis, in der er seine Lagerstrafe verbüßen musste. Senzow beschreibt die körperlichen Veränderungen, die während der ausgesetzten Nahrungsaufnahme mit ihm vor sich gingen, das launische Wetter in dieser unwirtlichen Gegend, seine Lektüren und die Erinnerungen an die Revolution auf dem Maidan im Winter 2013/14, an der er unmittelbar beteiligt war. Er porträtiert Mitgefangene und beleuchtet die Mechanismen eines brutalen und menschenverachtenden Rechts- und Haftsystems, in dem der betreuende Lagerarzt Senzows einzige vertrauenswürdige Stütze ist.

    Da Oleg Senzow und die Übersetzerin seines Buches, Claudia Dathe, leider kurzfristig nicht vor Ort sein können, wird Marina Frenk aus HAFT lesen. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.

    Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung durch den Kulturfonds Sachsen-Ukraine der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen.

    Moderation: Diana Feuerbach

    Copyright: Friedhelm Albrecht Universität Tübingen

    Claudia Dathe (*1971) studierte Übersetzungswissenschaft (Russisch, Polnisch) und Betriebswirtschaftslehre in Leipzig, Pjatigorsk (Russland) und Krakau. Nach längeren Auslandstätigkeiten in Kasachstan und der Ukraine arbeitete sie von 2009 bis 2020 als Koordinatorin für Projekte zum literarischen Übersetzen und zum europäischen Kulturaustausch am Slavischen Seminar der Universität Tübingen. Seit Mai 2021 koordiniert sie das Forschungsverbundprojekt European Times an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europauniversität Viadrina. Sie übersetzt Literatur aus dem Russischen und Ukrainischen, u.a. von Andrej Kurkow, Serhij Zhadan, Ostap Slyvynsky und Yevgenia Belorusez. Im Jahr 2020 wurde sie zusammen mit Yevgenia Belorusez für das Buch GLÜCKLICHE FÄLLE mit dem Internationalen Literaturpreis und 2021 für die Übersetzung von Serhij Zhadans Gedichtband ANTENNE mit dem Drahomán-Preis ausgezeichnet.

    Copyright: Antje Kröger

    Diana Feuerbach ist Autorin, Übersetzerin und Hörbuchregisseurin. Sie lebt in Leipzig. Die Absolventin des Deutschen Literaturinstituts hat in den USA studiert und gearbeitet. Mehrfach hat sie die Ukraine und Russland bereist und sich in eigenen Texten mit der postsowjetischen Welt beschäftigt, etwa im 2014 erschienenen Roman DIE REISE DES GUY NICHOLAS GREEN (Osburg Verlag). 2019 übertrug sie Svetlana Lavochkinas Roman PUSCHKINS ERBEN für Voland & Quist ins Deutsche. 2021 folgt die Vorgeschichte DIE ROTE HERZOGIN dazu.

    Copyright: Pavel Gitin

    Svetlana Lavochkina ist Autorin sowie Übersetzerin ukrainischer und russischer Lyrik. Geboren und aufgewachsen in der östlichen Ukraine, lebt sie heute mit ihrer Familie in Leipzig, wo sie als Lehrerin arbeitet. Lavochkina schreibt auf Englisch, ihre Texte wurden bisher in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien in den USA und Großbritannien veröffentlicht. 2013 wurde ihre Novelle DAM DUCHESS mit dem Pariser Literaturpreis ausgezeichnet. Der Roman PUSCHKINS ERBEN, im Original ZAP, stand 2015 auf der Shortlist vom Tibor Jones Pageturner Preis in London.

    Copyright: Eva Vradiy

    Oleg Senzow, geb. 1976 in Simferopol auf der Halbinsel Krim, ist ukrainischer Autor und Filmemacher. Am 11. Mai 2014 wurde er mit drei weiteren Aktivisten wegen angeblicher terroristischer Handlungen vom russländischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt. Menschenrechtsorganisationen schätzten das Verfahren und Urteil als politisch motiviert ein und stellten gravierende Verstöße gegen internationale Rechtsnormen fest. Im Frühjahr 2019 erschien seine Kurzgeschichtensammlung LEBEN (Voland & Quist), im September wurde Senzow nach einem großen Gefangenenaustausch freigelassen und ist in die Ukraine zurückgekehrt. Oleg Senzow hat sich nach Ausbruch des Krieges den ukrainischen Streitkräften angeschlossen.


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • So
    26
    Jan
    2020

    Info-Veranstaltung zur Schreibakademie am Nordkolleg

    19:00Eintritt frei

    Info-Abend mit Lisa Kuppler und Carlo Feber

    Die Schreibausbildung am Nordkolleg richtet sich an Autor*innen, die ihr Buchprojekt entwickeln und auf dem Weg zur Veröffentlichung voranbringen möchten. Ziel der einjährigen Ausbildung ist es, ein professionelles Exposé und einen umfangreichen, ausgereiften Text in Händen zu halten, der für eine Agentur- oder Verlagsbewerbung geeignet ist. Die nächste Schreibakademie startet im September 2020.

    Die Schreibakademie besteht aus sechs Präsenzseminaren, in denen in einer Mischung aus Schreibpraxis und Theorie das klassische Handwerkszeug des kreativen Schreibens (Perspektive, Plotten & Dramaturgie, Figurenentwicklung, Dialoge und Action etc.) in Schreibübungen und am individuellen Projekt erprobt und eingeübt wird.

    Zwischen den Präsenzphasen werden die Teilnehmenden von Lisa Kuppler und Carlo Feber individuell und konstant im Schreibprozess gecoacht, unter anderem durch ein fünfwöchiges sog. "Workshopping", in dem intensiv an den Texten gefeilt wird.

    Alle Präsenzseminare finden am Nordkolleg statt, wo die Teilnehmer*innen auch untergebracht und verpflegt werden. Mit seinem wunderschönen Garten und den vielen Möglichkeiten des kreativen Miteinanders – Musik, Sprachen, Zeichnen, Schreiben –  bietet das Nordkolleg eine inspirierende Umgebung für die Schreibakademie.

    Auf der Info-Veranstaltung stellen Lisa Kuppler und Carlo Feber das Programm, den Ablauf und den Bewerbungsvorgang zur Schreibakademie vor, danach beantworten sie alle Fragen des Publikums.

    Mehr Informationen zur Schreibakademie am Nordkolleg finden Sie hier.

     

    Lisa Kuppler, geboren 1963, ist seit zwanzig Jahren als freie Lektorin, Übersetzerin und Schreib-Coach tätig. Seit 2002 ist sie Dozentin für Kreatives Schreiben. Mehr zu Lisa Kuppler: www.krimilektorat.de/lisa221b

    Carlo Feber, geboren 1965, ist Autor von Kriminal- und historischen Romanen. Er leitet Seminare zum Autobiografischen Schreiben sowie zum Schreiben von Spannungsliteratur. Mehr zu Carlo Feber: www.carlofeber.de