Zitat der Woche

War das Gefühl des Zuhauseseins früher mit dem konkre-
ten Ort verbunden, aus dem wir stammen, ist es heute eher mit
einem imaginären Ort verknüpft, zu dem wir hinwollen. Zu-
hause ist inzwischen etwas, das wir uns in einem lebenslangen
Prozess suchen und selbst aufbauen müssen: gleichermaßen
ein realer wie ein innerer, ein spiritueller und ein sozialer Ort,
an dem wir uns aus Gründen, die uns nicht einmal bewusst
sein müssen, niederlassen. Im kollektiven Verständnis von »Zu-
hause«, lange Zeit gleichbedeutend mit »Herkunft«, scheint
es nunmehr vor allem um die Suche zu gehen, um eine der
vielleicht wesentlichsten Suchen überhaupt: nach einer Ge-
meinschaft, einer Familie und einem inneren Einklang mit
der Welt. Nach einem Ort, an dem eine Flucht ein Ende findet
oder an dem man aufhört wegzulaufen. Nach einem Ort, der
die Möglichkeit birgt, bei sich selbst anzukommen.

Von Daniel Schreiber

Aus „Zuhause“