
wären die alpen doch wolken geblieben!
kinderspiel. weit weg.
als wir aufbrachen, dachten wir: nebelbänke
die der wind langsam verschiebt. doch einige wolken
bewegten sich nicht. standen auf felssockeln
wurzelten tief in der erde, unwirklich groß.
durchsichtig – oder aus glas?
je näher wir kamen, desto deutlicher
machten wir steilwände aus.
ich hoffte, die nacht würde uns schützen
vor diesem wahn aus gestein. wasserfälle
warnten uns in ihrer fremden sprache.
es setzt ja auch niemand den fuß
auf wolken und steigt hinauf!
jetzt können wir nicht mehr zurück. zwischen uns
falten sich abstürze, höhen auf, immer von neuem
wären die alpen doch wolken geblieben.
schwundstufen von träumen, kinderspiel. weit weg.
Auszug aus dem Gedicht “Über die Alpen” von Birgit Kreipe. Die Dichterin ließt nächste Woche Freitag als Teil der Greek Writers@Berlin – Teil I in der Lettrétage.
Von: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/ueber-die-alpen-i-14185