Slavica Klimkowsky vom Autorenforum Berlin e.V. im Interview

Wir haben eine neue Lesereihe in der Lettrétage! TEXTUR heißt sie und wird organisiert vom Autorenforum Berlin. Wir haben mit der ersten Vorsitzenden Slavica Klimkowsky über das neue Veranstaltungsformat, das Autorenforum und seine regelmäßigen Werkstätten gesprochen

Das Autorenforum Berlin e.V. feierte 2014 sein 30-jähriges Bestehen. Dabei startete es zu Beginn als „Forum Unbekannter Autoren“. Wie hat sich das Netzwerk seitdem verändert? 

1984 hatten sich einige Literaten zusammengefunden und das „Forum Unbekannter Autoren“ gegründet. Über 10 Jahre lang trafen sie sich in Kreuzberger Cafés und Schöneberger Weinkellern und arbeiteten an ihren Texten, bis sie schließlich vor etwa 25 Jahren die Schwartzsche Villa für sich entdeckten. Es war ein langer Weg vom „Forum Unbekannter Autoren“ bis zu einem gut organisierten Verein, zu dessen Mitgliedern viele heute erfolgreiche Autor*innen – von der open-mike-Gewinnerin bis hin zu einer Büchner-Preisträgerin – zählen.

Das Autorenforum veranstaltet wöchentlich offene Leseabende, an denen Autor*innen ihre unveröffentlichten Texte mitbringen, lesen und gemeinsam diskutieren können. Würden Sie uns vorab mehr dazu erzählen?

Das Konzept der Offenen Leseabende ist es, eigene unveröffentlichte Texte einem interessierten und zum Teil auch literarisch versiertem Kreis von Zuhörern vorzustellen.
Es geht keinesfalls darum, nur Lob oder gar Applaus für (vermeintlich) perfekte Texte einzuheimsen: Vorgetragen werden nur Texte, in die noch aktiv eingegriffen werden kann. Von den Zuhörern, die man sich als beta-Leser vorstellen kann, werden sowohl inhaltliche Unklarheiten als auch unglückliche Formulierungen und Logikfehler zur Sprache gebracht. Der Autor bekommt ein klares Bild davon, ob und wie sein Text verstanden wird, wie er ankommt.

Wie genau gehen Sie bei der Textkritik vor?

Nachdem ein Text gelesen wurde, stellt der Moderator des Abends oft die Frage an das Publikum: „Wie hat der Text auf Euch gewirkt?“
Daraufhin schildern Besucher wie Mitglieder des Autorenforums ihre Eindrücke, loben, kritisieren, geben Änderungs- bzw. Verbesserungsvorschläge. Stumm macht sich der Autor währenddessen seine Notizen.
Im besten Fall hat der/die Autor*in ein klares Bild davon gewonnen, wo der Text hakt oder unverständlich bleibt, wie sein Text auf Leser wirkt und wo nachjustiert werden kann.

Nun entsteht mit TEXTUR ein neues Format, eine Lesebühne. Was ist die Idee bzw. das Konzept hinter der Lesebühne? Inwiefern knüpft diese an die offenen Leseabende an?

TEXTUR ist eine Lesebühne für selbstverfasste Texte – Prosa und Lyrik, auch Poetry Slam, jedoch ohne Werkstatt- oder Wettbewerbscharakter. Für viele Texte, die wir im Werkstattformat kennen lernen, wünschen wir uns Publikum über den montäglichen Kreis hinaus. Es soll lustige, nachdenkliche, wie auch kritische Texte geben, von Alltagsprosa bis zu ernster Literatur – es geht uns um eine „schnelle“ und trotzdem anspruchsvolle Veranstaltung. Was sich in Worte fassen lässt, wird literarisch bearbeitet und vorgetragen. Und wo es mit Worten schwieriger wird, da hilft vielleicht eine kleine szenische Einlage oder Improvisation.

Zwei feste Mitglieder, Thomas Beckmann und ich, zwei Gäste, spartenübergreifend.

Wie unterscheidet sich die Lesebühne von einer herkömmlichen Lesung oder Buchvorstellung?

Von der Werkstattbühne kommend bewegen wir uns mit unseren Gästen oft in dem Bereich, in dem kurze Texte einfach eine Bühne verdient haben, die verdiente Aufmerksamkeit aber noch fehlt. Im Vergleich zu einer Autorenlesung oder einem Literarischen Salon will die Lesebühne vor allem unterhalten. Das oberste Gebot: Ein Text soll nie langweilig sein! Das Publikum darf lachen, aber auch über die Texte nachdenken, sich Literatur „gönnen“ und es soll in den Ablauf einbezogen werden.

Tickets für TEXTUR bekommen Sie hier.