Karneval der Literaturen

KARNEVAL DER LITERATUREN

Pressemeldung zum Projekt

Sonntag, 9. November 2008 bis Donnerstag, 20. November 2008
Beginn jeweils 20 Uhr, Eintritt: 5 Euro

© Lettrétage

Erstmals findet vom 9.11. bis 20.11.2008 in Kreuzberg der Karneval der Literaturen statt. 16 internationale, meist temporär oder dauerhaft in Berlin lebende Autoren werfen an zehn Abenden einen subjektiven Blick auf die Literatur ihres Herkunftslandes und lesen aus fremden und eigenen Werken. Mindestens ein Teil jeder Lesung wird in der Muttersprache des Autors stattfinden.

Ob zwischen echten und falschen Indern oder inmitten makelloser Schneelandschaften Berliner und Schweizer Berge, der „Karneval der Literaturen“ zeigt: Die Lust am Schreiben hält die Welt zusammen. Die Autoren lesen zum Teil aus bislang unveröffentlichten Übersetzungen, ein Teil jeder Lesung findet in der Muttersprache des Autors statt, die deutsche Übersetzung liest der Schauspieler Denis Abrahams.

 

 

Denis Abrahams,
geboren 1974 in Wiesbaden. 1995-1996 Studium der Germanistik, Theaterwissenschaften und Politikwissenschaften an der Uni Mainz. 1996-2000 Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. 1998-2002 fester Gast am Staatstheater Wiesbaden. Weitere Engagements am Staatstheater Mainz, Theater „Die Rampe“ Stuttgart, Brescia (Italien) und an der Oper Frankfurt. Zahlreiche freie Literaturprojekte. 2002-2005 festes Engagement am Theater der Stadt Koblenz. Dort Begründer der Lesereihe Spätlese. Lebt seit 2005 als freier Schauspieler und Synchronsprecher in Berlin. Der Karneval der Literaturen wird vom Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg gefördert.

*Sonntag, 9.11., 20 Uhr: Tom Bresemann, Philip Maroldt und Björn Schäfer, Deutschland. (Ort: Roses, Oranienstr. 187)

kein schöner Land_weimar erwache!
klischeekristalle zersplittern_multikulturelle mauern und hüllen fallen_

Die Berliner Autoren Tom Bresemann, Philip Maroldt und Björn Schäfer bestreiten den deutschen Abend des 1. Karnevals der Literaturen in Berlin. Unterstützt vom Rezitator Denis Abrahams, stellen sie ihre und anderer Leute Texte vor, und setzen sich dabei tausend Jahren deutscher Poesie aus, ungeschützt und hemmungslos – inkl. Totalaufnahme.

Tom Bresemann
wurde 1978 in Berlin geboren, wo er lebt und schreibt.
Seit 2000 versucht er sich in Studien zur Literaturwissenschaft und Geschichte an der TU Berlin.
2004 gründete er zusammen mit Philip Maroldt und Björn Schäfer die S³ LiteraturWerke in Berlin, „ein sozial agierendes Unternehmen im Dienste der Schönheit“, mit dem er seit 2004 Publikationen, Lesungen und Symposien organisiert (u.a. Berlin, Leipzig, Graz). 2006 Mitbegründer der Lettrétage. 2006 gewann er den „Kampf der Künste“ in der Sparte Literatur, mit Prosa, 2007 und 2008 Teilnahme am Internationalen Poesiefestival Berlin. 2008 Organisation der 1. Konferenz junger AutorInnen DICHTES GEREDE (Zusammenarbeit S³ LiteraturWerke, kookbooks, Texttonlabel KOOK).

Philip Maroldt
geboren 1981 in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. Musiker. Gemeinsam mit Tom Bresemann Gründer der S³ LiteraturWerke. 2008 Einladung zum Open Mike.

Björn Schäfer
geboren 1981 in Teterow. Seit 2001 Studium der Philosophie und Neueren Deutschen Philologie an der TU Berlin. Veröffentlichungen (auch unter dem Pseudonym Björn Osdal) in Anthologien und Zeitschriften, u.a. in lauter niemand (2008).

Gemeinsam gründeten Bresemann, Maroldt und Schäfer 2004 die S³ LiteraturWerke, ein „Poesieunternehmen“, das sich der Vermittlung und Organisation junger Literatur in Berlin verschrieben hat (www.s3-berlin.de), und für innovative Text- bzw. Leseformate verantwortlich zeichnet, wie RINGBAHNLESUNG, HOMOFORMANCE, GRUPPENGEDICHTE. Außerdem gaben sie gemeinsam 2006 die Anthologie Wat los, Parzen? heraus.

*Dienstag, 11.11., 20 Uhr: Daniel Goetsch, Schweiz

Daniel Goetsch
1968 in Zürich geboren. Studium in Zürich und Toulouse (F).
Seit 1995 diverse Veröffentlichungen, u.a. die Romane Aspartam (1999) und X (2004), ausgezeichnet mit dem Werkjahr des Kantons Zürich, Ben Kader (2006).
Arbeiten für das Theater, u.a. Mir (UA Schauspielhaus Zürich, 2001), Kurzwelle (UA Kampnagel Hamburg, 2002), Ammen, (UA Theater der Stadt Heidelberg, 2003), ausgezeichnet mit dem Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts 2002.

*Mittwoch, 12.11., 20 Uhr: Bruno Antunes, Ivo Daniel Lima do Carmo, Portugal

Ivo Daniel Lima do Carmo
geboren 1979 in Lissabon; Philosophie-Studium an der Universidade de Lisboa ; lebte als Zitty-Verkaufer und Gärtner in Berlin; lebt heute von Hartz IV; Preis “Jovens Criadores 2008” (“Neue Talente 2008”) für Literatur mit dem Buch O Turismo e Minh’Alma (Der Tourismus und meine Seele).

Brunes Antunes,
1973 in Lissabon geboren, studierte Philosophie an der Universidade Nova de Lisboa, ist derzeit Doktorant an der Medienfakultät der Bauhaus Universität Weimar und lebt in Berlin. Er verfasste und veröffentlichte Gedichte und Artikel. Literarische Publikationen u.a. No gotejar dos prados (Experiment in konkreter Poesie, 2003) und Tagídia (Kurzgeschichte, 2000)

*Freitag, 14.11., 20 Uhr: Abbas Khider, Irak

Abbas Khider
wurde 1973 in Bagdad geboren. 1996 floh er nach zweijähriger Haft aus „politischen Gründen“ aus dem Irak. Von 1996 bis 2000 schlug er sich als illegaler Flüchtling in vielen verschiedenen Ländern durch. Seit 2000 lebt er in Deutschland. Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft. Er veröffentlichte bisher Lyrik in verschiedenen Publikationen. Gedichte in deutscher Übersetzung erschienen in der Anthologie Rückkehr aus dem Krieg. Neue irakische Lyrik (hg. von Khalid Al-Maaly und Heribert Becker, 2007). 2008 erschien sein erster Roman Der falsche Inder.

Eine hochgradig lyrische Gestalt. Eine märchenhafte Begabung.
Abd A-Latif A-Raschid, A-Ssaah-Journal, Bagdad 2003

Einer der wichtigsten zeitgenössischen Lyriker in der jüngsten Generation der irakischen Dichtung.
Alwah Magazin, Madrid 2005

*Samstag, 15.11., 20 Uhr: Carolina Jobbagy, Yanko Gonzalez, Domingo Ramos, Lateinamerika.
Lesung in deutscher und spanischer Sprache.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Latinale 2008.

Carolina Jobbágy
wurde 1975 in Buenos Aires geboren. Sie hat den Gedichtband “Tabla periódica” (Buenos Aires, 2002) und einzelne Gedichte in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht, so in “Taquigrafía para principiantes” (Buenos Aires, 2002), in “Dulce.12 poetas argentinas” (Buenos Aires, 2003), sowie in “Vozes femininas” (Rio de Janeiro, 2003). 2007 wird sie mit dem Poesiepreis “La voz + joven” ausgezeichnet. Carolina Jobbágy hat als Kulturjournalistin gearbeitet und leitet heute Schreibwerkstätten für Erwachsene und Kinder. Seit 2002 lebt sie in Barcelona.

Domingo de Ramos
wurde 1960 in Ica, Peru, geboren. Von 1982 bis 1984 gehörte er der Dichtergruppe „Kloaka“ an. Veröffentlicht wurde von ihm: „Arquitectura del espanto“ (1988) „Pastor de perros“ (1993), „Luna cerrada“ (1995), „Osmosis“ (1996) (ausgezeichnet mit dem Preis “ Copé de poesía de Petroperú“), “Las Cenizas de Altamira“ (1999) und „Erótika de Klase“ (ausgezeichnet mit dem „Premio de poesía erótica de la embajada de España y del Centro Cultural de España“). Domingo de Ramos verfasst in erster Linie Lang-Gedichte.

Yanko González
wurde 1971 in Buin, Chile geboren. Er hat den Gedichtband “Metales Pesados” (1998) veröffentlicht. Außerdem ein Buch mit Interviews mit chilenischen Schriftstellern, “Héroes Civiles y Santos Laicos” (1999) und zusammen mit Pedro Araya, “La Muerte Se Está Fumando Mis Cigarros”, eine kommentierte Übersetzung von Gedichten von Charles Bukowski (1996). Zusammen mit Araya hat er auch mehre Anthologien chilenischen und lateinamerikanischer Poesie herausgeben, darunter, “Voz Sero” (1994), “Carne Fresca. Poesía Chilena Reciente” (México, 2002) und “ZurDos. ltima Poesía Latinoamericana” (Buenos Aires, 2004/Madrid, 2005). Er ist Doktor der Anthropologie.

*Sonntag, 16.11., 20 Uhr: Kiran Nagarkar, Indien. Lesung in englischer Sprache.

Kiran Nagarkar,
geboren 1942 in Bombay, schreibt in Marathi und Englisch. Er veröffentlichte Romane, Theaterstücke und Filmdrehbücher. Nagarkar studierte am Ferguson College in Bombay und arbeitete anschließend als Dozent an verschiedenen Colleges, als Journalist, Drehbuchschreiber und vor allem in der Werbebranche.
Sein erster Roman Sieben mal sechs ist dreiundvierzig (Original: Saat Sakkam Trechalis) gilt als Meilenstein der indischen Literatur nach der Unabhängigkeit. Auch sein Roman Ravan & Eddie spielt im postkolonialen urbanen Indien und beschäftigt sich auf sehr amüsante Weise mit Schuld, Sünde und Sex, Verbrechen und Strafe sowie der Entdeckung des eigenen Ichs. Nach Erscheinen seines Romans Krishnas Schatten (Original: Cuckold) wurde Kiran Nagarkar im Jahr 2000 die höchste Anerkennung der indischen Literaturakademie, der Sahitya Academy Award, verliehen. Sein jüngster Roman Gottes kleiner Krieger (Original: God’s Little Soldier) gehörte zu den meist besprochenen Büchern der Frankfurter Buchmesse 2006. Kiran Nagarkar lebt zurzeit als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD in Berlin.

*Montag, 17.11., 20 Uhr: Zehra Cirak, Türkei

Zehra Cirak,
1961 in Istanbul geboren, lebt seit 1963 in Deutschland, seit 1982 in Berlin. 1987 erschien ihr erster Gedichtband Flugfänger. Zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. Adalbert-von-Chamisso-Preise 1989 und 2001. Performances gemeinsam mit Jürgen Walter.
Vogel auf dem Rücken eines Elefanten. Gedichte, 1991. Fremde Flügel auf eigener Schulter. Gedichte, 1994; Zuletzt: In Bewegung. Gedichte und Prosaminiaturen, 2008.

*Dienstag, 18.11., 20 Uhr: Apti Bisultanov und Ekkehard Maaß, Tschetschenien

Apti Bisultanov
1959 im tschetschenischen Goitschu geboren. Mit 17 Jahren erste literarische Veröffentlichungen. Von 1977 bis 1982 studierte er in Grosny und war danach als Lehrer tätig. Seit dieser Zeit publiziert er regelmäßig in verschiedenen Literaturzeitschriften. 1986 erschien sein erster Gedichtband Noch – ze – tschö (Ü: Pflug – Feuer – Haus). 1988 folgte der Band Zcha Illi (Das Lied). Im gleichen Jahr wurde Bisultanov Redakteur des »Tschetschenischen Bücherverlags« in Grosny. 1991 erschien sein dritter Lyrikband Tkesan Indare (Ü: Schatten eines Blitzes. Der Dichter erhielt dafür 1992 den »Tschetschenischen Volkspreis für Literatur«.
In Apti Bisultanovs dichterischer Sprache spielt die Aufnahme und Bewahrung des alten tschetschenischen Sprachgebrauchs eine große Rolle. Die Werke bewegen sich thematisch zwischen der Sehnsucht nach den verlorenen kulturellen Wurzeln seiner Heimat, einer subtilen Religiosität und der Anprangerung des Unrechts, dem sein Volk im 20. Jahrhundert ausgesetzt war.
Von Anbeginn setzte sich der Dichter für die Unabhängigkeitsbewegung ein. Viele seiner Gedichte wurden vertont und u.a. ins Russische, Türkische und Finnische übersetzt. Apti Bisultanov ist Mitglied des internationalen P.E.N.-Clubs und Ehrenmitglied des russisch-finnischen P.E.N. Er lebt seit 2002 in Berlin. 2003 erhielt er den Preis der Poets of All Nations Foundation.

Ekkehard Maaß
wurde 1951 geboren, studierte Theologie und Philosophie. Er war in der DDR als Sänger von Okudshawa-Liedern bekannt. Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns organisierte er in seiner Wohnung Lesungen für junge Dichter – ein Beitrag zur Förderung einer Künstlergeneration, die sich zehn Jahre vor dem Ende der DDR von der sozialistischen Ideologie losgesagt hatte. Seit 1996 leitet er die von ihm gegründete Deutsch-Kaukasische Gesellschaft.

*Mittwoch, 19.11., 20 Uhr: Rattawut Lapcharoensap, Thailand

Rattawut Lapcharoensap
wurde 1979 in Chicago geboren und wuchs in Bangkok auf. Er studierte u. a. an der Cornell University und der Universität von Michigan. Für seine Geschichten, die u. a. in Granta, Glimmer Train, Zoetrope und Best American Voices erschienen sind, hat er bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Zuletzt wurde er für den Guardian First Book Award nominiert. Im Herbst 2005 war er bereits zu einer Lesung im Berliner Haus der Kulturen der Welt geladen. Sein Debüt Sightseeing erscheint in elf Ländern. Zurzeit lebt er als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms in Berlin.

*Donnerstag, 20.11., 20 Uhr: Dilek Güngör, Türkei

Dilek Güngör
wurde 1972 in Schwäbisch Gmünd geboren. Sie absolvierte ein Übersetzerstudium für Englisch und Spanisch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim und begann ein Aufbaustudium am Journalistischen Seminar in Mainz. Von 1998 bis 2003 arbeitete sie als Journalistin bei der „Berliner Zeitung“. Im Sommer 2004 schloss sie an der University of Warwick in England ein Masterstudium in Race and Ethnic Studies ab. 2007/08 war sie Stipendiatin der Drehbuchwerkstatt an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Ihre Kolumne „Unter uns“ erschien zunächst in der „Berliner Zeitung“, später in der „Stuttgarter Zeitung“. Bisher veröffentlichte sie zwei Kolumnenbände und einen Roman. Das Singspiel „Türkisch für Liebhaber“, zu dem sie das Libretto geschrieben hat, wird am 4. Dezember 2008 in der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt. Dilek Güngör lebt in Berlin.