Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Di.
    14
    Mai
    2024

    Literaturen im Exil. Mit Ma Thida & Mohamed Anwar 

    19:00 UhrLettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt frei

    Lesung und Gespräch

    Wie sehen das Arbeiten, die Erfahrungen und Realitäten von Autor*innen aus, die aufgrund von Krieg oder politischer Repression ihre Heimatländer verlassen mussten und nun in Berlin bzw. Deutschland leben? In regelmäßig stattfindenden Abendveranstaltungen der Reihe Literaturen im Exil präsentieren jeweils zwei Autor:innen unterschiedlicher Herkunft ihre Texte und tauschen sich über ihre Exil-Erfahrungen sowie über Chancen und Herausforderungen in der (deutschen) Literaturszene aus.

    Im zweiten Teil der Reihe begegnen sich die burmesische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Ma Thida aus Miramar und der ägyptisch-sudanesische Comiczeichner und politische Karikaturist Mohamed Anwar. Moderiert wird der Abend von Per Brandt (Goethe-Institut).

    Im Fokus stehen die Vermittlung sowie Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen und Werken der Schriftsteller*innen. Darüber hinaus werden auch strukturelle Fragen diskutiert, wie die Anknüpfung an literarische bzw. künstlerische Szenen, Sprach- und Übersetzungsherausforderungen oder die Auseinandersetzung von Identität und künstlerischem Schaffen in einer neuen Umgebung.

    (c) Ole Witt

    Ma Thida ist eine burmesische Schriftstellerin, Menschenrechtsaktivistin, Chirurgin und ehemalige politische Gefangene. In Myanmar ist sie vor allem als führende Intellektuelle bekannt, die sich in ihren Büchern mit der politischen Lage des Landes auseinandersetzt, was von der Regierung oft als Bedrohung empfunden wurde. Bis zum Militärputsch im September 2022 war sie Präsidentin des PEN Myanmar. Seit kurzem ist sie Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programm des PEN-Zentrums Deutschland.
    Ma Thida studierte in den 1980er Jahren Medizin, wurde Chirurgin und arbeitete später am „Muslim Free Hospital“, das arme Menschen medizinisch versorgt. Schon in jungen Jahren erwarb sie sich den Ruf als progressive Schriftstellerin.
    Ihre Bücher schrieb sie unter dem Pseudonym Suragamika, was so viel wie „tapfere Reisende“ bedeutet. Doch der politische Charakter ihrer Texte machte sie schnell zur Zielscheibe des repressiven Regimes. Im Oktober 1993 wurde Ma Thida wegen „Gefährdung des öffentlichen Friedens, Kontakt zu illegalen Organisationen und Verbreitung illegaler Literatur“ zu 20 Jahren Haft verurteilt. Tatsächlich hat Ma Thida die prodemokratische Bewegung um Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi unterstützt. In Haft, die sie unter unmenschlichen Bedingungen verbüßte, erkrankte sie an Tuberkulose.
    Weil es ihr gesundheitlich immer schlechter ging und der politische Druck, auch durch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und PEN International, immer größer wurde, konnte Ma Thida nach fünf Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen schließlich das Gefängnis verlassen.
    Danach lehrte sie einige Zeit in den USA, zeitweise war sie auch wieder in Myanmar, jedoch nicht seit 2021, wo die Sicherheitslage immer noch ernst ist.
    Ma Thida ist u.a. Trägerin des Reebok Human Rights Awards, den PEN/Barbara Goldsmith Freedom to Write Awards, des Honoured Awards from American Association of Advancement of Science (AAAS) und des Freedom of Speech Award der Norwegian Writers Union.

    (c) Sondos Seif

    Mohamed Anwar ist ein ägyptisch-sudanesischer Comiczeichner und politischer Karikaturist. Anwar gehört zu der neuen Welle junger politischer Karikaturisten, die 2006 während der letzten Jahre des ehemaligen Diktators Hosni Mubarak in den neu gegründeten privaten Medien auftauchten.
    Im Jahr 2007 begann Anwar seine berufliche Laufbahn als Karikaturist bei Al-Badeel, einer ägyptischen Tageszeitung. Anwar hat für mehrere ägyptische und arabische Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Im Jahr 2010 wechselte er zu Almasry-Alyoum, der auflagenstärksten Tageszeitung Ägyptens, wo er Leiter der Karikaturenabteilung war.
    Die ägyptische Revolution, die 2011 ausbrach, war ein entscheidender Wendepunkt in Anwars künstlerischer Entwicklung. In seinen Werken setzt er sich für die Werte der sozialen Gerechtigkeit, der Meinungsfreiheit und der Gleichheit in der ägyptischen Gesellschaft ein und wandte sich häufig gegen die Stimmen des politischen Islams und des Militärregimes, die die politische Szene beherrschten. Dadurch erregten seine Karikaturen internationale Aufmerksamkeit.
    2017 wurde Anwar mit einem der renommiertesten Preise für ägyptischen Journalismus, dem Mustafa- und Ali-Amin-Preis, als bester politischer Karikaturist in Ägypten ausgezeichnet.
    Nach dem großen Rückschlag der politischen Reformen des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 wurde Anwar 2019 verhaftet und aus Ägypten abgeschoben. Er zog in den Libanon, ließ sich dann in Berlin nieder und ist derzeit Creative Director von CORRECTIV, einem deutschen investigativen Medienhaus, wo er seine erste Graphic Novel "Erdogan" - eine Biografie des türkischen Präsidenten - veröffentlichte. Ein vierjähriges Projekt, an dem er zusammen mit dem türkischen Journalisten Can Dündar arbeitete. Die Graphic Novel wurde in sieben Sprachen übersetzt.


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • Do.
    21
    Okt.
    2021
    Fr.
    22
    Okt.
    2021

    Enter Literature. Formen der Literaturpräsentation in Theorie und Praxis

    11:00 UhrLiterarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin-Wannsee, Teilnahme nach Voranmeldung

    Workshop des Exzellenzclusters "Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective" in Kooperation mit der Lettrétage

    Obwohl sich die Autor·innenlesung spätestens mit Etablieren der Literaturhäuser in den 1980er Jahren in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut, wird sie im Gegensatz zu anderen, ebenfalls textbasierten Künsten aus wissenschaftlicher Sicht mit Zurückhaltung bedacht. Dabei geht die Lesung oft über die vermeintliche Abgeschlossenheit des Textes in Buchform hinaus, vor allem wenn es sich um performative und transdisziplinäre Spielarten von Literaturpräsentationen handelt. Verbunden mit dem Wahrnehmungswechsel vom Lesen zu einer das Lesen erweiternden Form durch Hören und Sehen sind Fragen nach der Medialität der Lesung und ihren Kontexten. In welchem Verhältnis stehen die Stimme und der Körper des/r Autors·in sowie andere mediale Dimensionen (Sound, Bilder, Video) zum Text und welche Auswirkungen hat das auf die Konzeption von Autor·innenschaft? Schreibt sich die Darbietung selbst in einen Text ein? Welche Rolle spielt das Publikum, also die reale Anwesenheit von Leser·innen für die Aufführung von Texten? Wenn sich die mediale Präsenz der Schrift auf Ton, Bild, Bewegung oder Aktion hin erweitert, wird das Interesse besonders auf die ästhetische Autonomie der Darbietung gelenkt. Kann die Lesung dann als genuine Erscheinungsform von Literatur, als eigenes Werkmedium gewertet werden?

    Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der zweitägige Workshop, dessen Ausgangspunkt die am Eröffnungsabend  gezeigten künstlerischen Praktiken  bilden. Die offene Diskussion zu einzelnen Themengebieten der Autor·innenlesung wird jeweils von wissenschaftlichen Impulsvorträgen und daran anschließenden Repliken der beteiligten Künstler·innen eingeleitet.

    Eine Veranstaltung des Exzellenzclusters »Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective« in Kooperation mit der Lettrétage und dem Collegium Hungaricum Berlin

     

    Programm

    Donnerstag, 21. Oktober 2021
    10:15 – 10:45 Uhr
    Ankunft und Check-in

    10:45 – 11:05 Uhr
    Vorstellung Format und Ablauf und Einführung ins Gesamtthema
    Lena Hintze, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«

    11:05 – 12:05 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion):Ist jedes performte Gedicht eine Lyrik-Performance?
    Anna Bers, Georg-August-Universität Göttingen
    Martina Hefter

    12:05 – 13:00 Uhr
    Pause

    13:00 – 14:00 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): »Ausdruck macht Eindruck«. Über die Grenzen des Hörens hinaus - ein Versuch
    Rebecka Dürr, Universität Hamburg, Forschungsprojekt „Poetry in the Digital Age“
    Kinga Tóth

    14:00 – 15:00 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): Fixiertes Sprechen als Aufführung: Akustische Literatur und elektroakustische Dichtung auf Speichermedien
    Marc Matter, Universität Hamburg, Forschungsprojekt „Poetry in the Digital Age“
    Carsten Schneider

     

    Freitag, 22. Oktober 2021
    10:00 – 10:30 Uhr
    Ankunft & Check-in

    10:30 – 11:30 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion):  Noch einmal: Wer spricht die Gedichtperformance? 10 Bemerkungen in lyrikologischer Tradition
    Peer Trilcke, Universität Potsdam/EXC »Temporal Communities«
    Mathias Traxler

    11:30 – 12:30 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion):
    Eingehaust und stillgelegt. Der Körper der Leserin
    Cornelia Ortlieb, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«
    Yevgenia Belorusets

     12:30 – 13:30 Uhr
    Pause

    13:30 – 14:30 Uhr
    Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): Die Lesung als performative Praxis – Überlegungen zur Inszenierung von Autor·innenschaft und Gemeinschaft
    Kai Padberg, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«
    Mara Genschel

     14:30 – 15:30 Uhr
    Abschlussdiskussion

    Teilnahme nach Voranmeldung unter lena.hintze@fu-berlin.de