Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.
Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.
Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.
Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.
Veranstaltungen
Termin Informationen:
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So.12Juni202219:30Lettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt 6€/4€
Die Kassandras vom Prenzlauer Berg
Lesung und Gespräch mit Ruth Herzberg, Franziska Hauser, Jacinta Nandi
Copyright: Ruth Herzberg „Scheint es Dir abwegig, zu glauben, dass ‚das Denken‘, hätten Frauen seit über zweitausend Jahren an ihm mitgedacht, heute ein andres Leben führen würde?“ Christa Wolf, Kassandra
Frei nach Adolf Endlers berühmtem Buch, in welchem er sich als „Tarzan vom Prenzlauer Berg“ von Wohnung zu Wohnung hangelt, um der Stasi und ihrer Überwachung zu entgehen, gibt sich die Ich-Erzählerin in Ruth Herzbergs neuem Roman DIE AKTUELLE SITUATION den raunenden Titel: Kassandra vom Prenzlauer Berg. Der Prenzlauer Berg ist sowohl bei Endler als auch bei Herzberg ein Ort der vernetzten, künstlerischen Freundschaften, durch die das Leben leichter und besser wird, ein Ort der kritischen Bohème, des durch den Alltag definierten Jetzt. Mittlerweile wird dieser Berliner Bezirk oft verhöhnt. Dort leben und überleben aber die modernen Kassandras: Ruth Herzberg, Franziska Hauser und Jacinta Nandi als Autorinnen, Mütter, Geliebte, Künstlerinnen, Bloggerinnen, Fotografinnen, face to face mit Latte-Macchiato-Müttern, Gentrifizierungsgloss und verschwundenem Ost-Charme.
Jacinta Nandi liest aus DIE SCHLECHTESTE HAUSFRAU DER WELT: EIN ERFAHRUNGSBERICHT UND MANIFEST, ihrem lustigen, wütenden Buch über ihre eigene Inkompetenz als Hausfrau - und die Nutzlosigkeit der faulen Männer. Vielleicht liest sie auch aus ihrem im September erscheinenden Buch 50 WAYS TO LEAVE YOUR EHEMANN (Edition Nautilus). Ruth Herzberg stellt ihren neuen Roman vor DIE AKTUELLE SITUATION, die Fortsetzung ihres erfolgreichen Romans WIE MAN MIT EINEM MANN UNGLÜCKLICH WIRD (mikrotext) und weiß mehr über die ewige Wiederkunft des Immergleichen, inklusive Einkäufen mit Handschuhen, steigenden Bitcoin-Kursen, geschlossenen Grenzen, Begegnungen mit selbsternannten Gurus, Home Schooling - und immer wieder zu viel Liebe und zu wenig Sex oder umgekehrt. Franziska Hauser stellt ihren neuen Roman KEINE VON IHNEN (Eichborn) vor, das von einer jungen Grafikerin handelt, die – dank eines Aufenthaltsstipendiums auf dem Land – den dortigen Geschichten und Geheimnissen nachgehen kann. Zudem stellt Franziska Hauser ihre Fotografien vor.
Das Credo ICH FÜHL MICH GUT GUT GUT mit dem die Veranstaltung beworben wird, eine Grafik von Ruth Herzberg, ist durchaus ernst gemeint, denn was ist Literatur anderes als Selbstbeschwörung, auch in dunklen Zeiten.
Eine Veranstaltung von mikrotext.
Copyright: privat Franziska Hauser, geboren 1975 in Pankow/Ostberlin, hat zwei Kinder und lebt in Berlin. Sie studierte Fotografie an der Ostkreuzschule bei Arno Fischer und ist Autorin. Ihr Debütroman SOMMERDREIECK (Rowohlt, 2015) erhielt den Debütantenpreis der lit.COLOGNE und stand auf der Shortlist des aspekte-Literaturpreises. Ihr zweiter Roman DIE GEWITTERSCHWIMMERIN (Eichborn, 2018) war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschienen die Romane DIE GLASSCHWESTERN (2020) und KEINE VON IHNEN (beide Eichborn, 2022).
Copyright: privat Ruth Herzberg, 1975 in Ostberlin geboren und lebt in Berlin. Ex-Filmstudentin (Filmhochschule Babelsberg), Ex-Kolumnistin (Berliner Zeitung), Ex-Lesebühnenmitglied (SURFPOETEN mit Jacinta Nandi), Ex-Bloggerin (www.frauruth.de), feste Exfreundin diverser Sexgötter und aktuelle Romanautorin: WIE MAN MIT EINEM MANN UNGLÜCKLICH WIRD (mikrotext, 2021) und DIE AKTUELLE SITUATION (mikrotext, 2022).
Copyright: flux fm Jacinta Nandi, Jahrgang 1980, geboren in Ost-London, lebt seit 2000 in Berlin, schreibt auf Deutsch und auf Englisch; auf Deutsch hat sie unter anderem für die taz von 2013 bis 2014 als Die gute Ausländeringeschrieben, 2013 das Buch FISH & CHIPS UND SPREEWALDGURKEN mit Jakob Hein veröffentlicht, und 2015 ihren autobiografischen Roman NICHTS GEGEN BLASEN veröffentlicht. Im Herbst 2020 erschien ihr Buch DIE SCHLECHTESTE HAUSFRAU DER WELT bei der Edition Nautilus, 2022 50 WAYS TO LEAVE YOUR EHEMANN ebendort. Auf Englisch schreibt sie den WTFBerlin-Blog für Ex-Berliner*innen. Sie hat zwei Kinder und ihr Lieblingsessen ist immer noch pie and chips.
Workshops & Infoabende
Termin Informationen:
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Do.21Okt.2021Fr.22Okt.202111:00 UhrLiterarisches Colloquium Berlin, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin-Wannsee, Teilnahme nach Voranmeldung
Enter Literature. Formen der Literaturpräsentation in Theorie und Praxis
Workshop des Exzellenzclusters "Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective" in Kooperation mit der Lettrétage
Obwohl sich die Autor·innenlesung spätestens mit Etablieren der Literaturhäuser in den 1980er Jahren in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut, wird sie im Gegensatz zu anderen, ebenfalls textbasierten Künsten aus wissenschaftlicher Sicht mit Zurückhaltung bedacht. Dabei geht die Lesung oft über die vermeintliche Abgeschlossenheit des Textes in Buchform hinaus, vor allem wenn es sich um performative und transdisziplinäre Spielarten von Literaturpräsentationen handelt. Verbunden mit dem Wahrnehmungswechsel vom Lesen zu einer das Lesen erweiternden Form durch Hören und Sehen sind Fragen nach der Medialität der Lesung und ihren Kontexten. In welchem Verhältnis stehen die Stimme und der Körper des/r Autors·in sowie andere mediale Dimensionen (Sound, Bilder, Video) zum Text und welche Auswirkungen hat das auf die Konzeption von Autor·innenschaft? Schreibt sich die Darbietung selbst in einen Text ein? Welche Rolle spielt das Publikum, also die reale Anwesenheit von Leser·innen für die Aufführung von Texten? Wenn sich die mediale Präsenz der Schrift auf Ton, Bild, Bewegung oder Aktion hin erweitert, wird das Interesse besonders auf die ästhetische Autonomie der Darbietung gelenkt. Kann die Lesung dann als genuine Erscheinungsform von Literatur, als eigenes Werkmedium gewertet werden?
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der zweitägige Workshop, dessen Ausgangspunkt die am Eröffnungsabend gezeigten künstlerischen Praktiken bilden. Die offene Diskussion zu einzelnen Themengebieten der Autor·innenlesung wird jeweils von wissenschaftlichen Impulsvorträgen und daran anschließenden Repliken der beteiligten Künstler·innen eingeleitet.
Eine Veranstaltung des Exzellenzclusters »Temporal Communities. Doing Literature in a Global Perspective« in Kooperation mit der Lettrétage und dem Collegium Hungaricum Berlin
Programm
Donnerstag, 21. Oktober 2021
10:15 – 10:45 Uhr
Ankunft und Check-in10:45 – 11:05 Uhr
Vorstellung Format und Ablauf und Einführung ins Gesamtthema
Lena Hintze, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«11:05 – 12:05 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion):Ist jedes performte Gedicht eine Lyrik-Performance?
Anna Bers, Georg-August-Universität Göttingen
Martina Hefter12:05 – 13:00 Uhr
Pause13:00 – 14:00 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): »Ausdruck macht Eindruck«. Über die Grenzen des Hörens hinaus - ein Versuch
Rebecka Dürr, Universität Hamburg, Forschungsprojekt „Poetry in the Digital Age“
Kinga Tóth14:00 – 15:00 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): Fixiertes Sprechen als Aufführung: Akustische Literatur und elektroakustische Dichtung auf Speichermedien
Marc Matter, Universität Hamburg, Forschungsprojekt „Poetry in the Digital Age“
Carsten SchneiderFreitag, 22. Oktober 2021
10:00 – 10:30 Uhr
Ankunft & Check-in10:30 – 11:30 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): Noch einmal: Wer spricht die Gedichtperformance? 10 Bemerkungen in lyrikologischer Tradition
Peer Trilcke, Universität Potsdam/EXC »Temporal Communities«
Mathias Traxler11:30 – 12:30 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion):
Eingehaust und stillgelegt. Der Körper der Leserin
Cornelia Ortlieb, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«
Yevgenia Belorusets12:30 – 13:30 Uhr
Pause13:30 – 14:30 Uhr
Dialogisches Panel (20 Min. Impuls + 5 Min. Replik + Diskussion): Die Lesung als performative Praxis – Überlegungen zur Inszenierung von Autor·innenschaft und Gemeinschaft
Kai Padberg, FU Berlin/EXC »Temporal Communities«
Mara Genschel14:30 – 15:30 Uhr
AbschlussdiskussionTeilnahme nach Voranmeldung unter lena.hintze@fu-berlin.de