Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Mi.
    16
    Okt.
    2024

    Barrio Berlin: Latinofuturismus. Eine vergangene Zukunft

    19:00Lettrétage in der Veteranenstraße 21, Eintritt frei

    Gespräch und Lesung (sp/dt) mit Lola Arias, André Felipe, Léonce Lupette

    (c) Luisa Mendoza

    Der Schriftsteller und Dramatiker André Felipe, der Dichter und Übersetzer Léonce Lupette und die Theater- und Filmregisseurin Lola Arias sprechen über das Konzept des Latinofuturismus als Möglichkeit, verschiedene Zeitlichkeiten der lateinamerikanischen Kultur zu erforschen. Der Latinofuturismus schlägt eine temporale Neuorientierung durch eine Verflechtung von überzeitlichen Praktiken und Wissensbeständen vor, die sowohl die Erinnerung an die Zukunft als auch die Vorstellung von der Vergangenheit und die Verzerrung der Gegenwart umfasst.

    Videos von Liliana Ancalao, Michel Nieva
    Soundintervention von Berenice Llorens
    Moderation: Jörg Dünne (Humboldt-Universität)

    Die Veranstaltung findet auf deutsch und spanisch mit Simultanübersetzung statt.

    (c) Cherie Birkner

    Lola Arias, geboren 1976 in Buenos Aires, ist Schriftstellerin, Theater- und Filmregisseurin. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, deren Arbeit Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund (Kriegsveteranen, Flüchtlinge, Sexarbeiterinnen) in Theater-, Film-, Literatur-, Musik- und Kunstprojekten zusammenbringt. In Arias' Produktionen verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Wie Etchells in Re-enacting Life (2019) schreibt: „Wenn wir im Theater sitzen, durch einen bestimmten Ort wandern oder einen Film sehen, werden wir in die Erzählung der anderen hineingezogen und in ihrer Komplexität, ihren Freuden und Enttäuschungen verwundet. Gleichzeitig werden wir eingeladen und manchmal auf außergewöhnliche und akute Weise damit konfrontiert, über die Zufälligkeiten und Zerbrechlichkeiten unserer eigenen Geschichte, der individuellen und der kollektiven, nachzudenken, sowie über unsere sich verändernde und ungelöste Beziehung zu der prekären und gefährlichen Maschinerie, die die soziale und politische Geschichte ist“. Im Jahr 2024 wurde Arias mit dem Ibsen-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

    (c) Oleksandra Lovina

    André Felipe arbeitet an interdisziplinären Projekten zwischen Theater, Performance und Literatur. Seine jüngsten Projekte basieren auf der Idee des Latinofuturismus, einem spekulativen Konzept, das von Praktiken der zeitlichen Verkomplizierung und der Vorstellung von (un)möglichen Zukünften inspiriert ist. Aus dieser Perspektive hat er Werke in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern geschaffen, wie die Installation „Museo de la Extinción del Hombre Contemporáneo“ (MEHC, 2022) und das Theatertriptychon „Ensayos para el fin del mundo“ (A ursa de araque, 2018). Er ist Kokurator der DESVIO Süd Residenz (Bochum) und Gründer des Podcasts Latinofuturismo. Felipe promovierte in Darstellenden Künsten an der Universidade de São Paulo (USP).

    (c) Dirk Skiba

    Léonce W. Lupette, geboren 1986 in Göttingen, ist Autor und Übersetzer und lebt in Argentinien. Er ubersetzte Werke von John Ashbery, Esteban Echeverría, Juana Manuela Gorriti, Jorge Kanese, Charles Bernstein, José Lezama Lima, Idea Vilariño, Friedrich Hölderlin und Leonard Cohen. 2015 erhielt er den Preis der Stadt Münster für internationale Poesie für seine Übersetzungen von Charles Bernstein, 2023 das Arp-im-Ohr-Stipendium des Arp Museums Bahnhof Rolandseck und 2024 den Imagine-Dignity-Preis im Tandem mit Olja Alvir. Zuletzt erschienen von Lupette die Lyrikbände “ÄKSTE & ÄNKSTE DENXTE” (Fadel & Fadel, Buenos Aires 2017) und “Die Flüchtigkeit im Fossilen / La fugacidad en lo fósil.” (Hochroth, Heidelberg 2024)

    (c) Morena Aime Martinez

    Liliana Ancalao, geboren 1961 in Comodoro Rivadavia, gehört der Gemeinschaft der Mapuche Ñamkulawen an. Sie unterrichtet Sprache und Literatur an der Nationalen Universität von Patagonien San Juan Bosco und ist eine Förderin kultureller Aktivitäten und Bildungserfahrungen der Mapuche. Als Dichterin wurde sie auf dem VII Encuentro de Literaturas en Lenguas Originarias de América und auf der Internationalen Buchmesse Guadalajara 2022 ausgezeichnet und erhielt den Preis für ihr Lebenswerk in der Kategorie Kulturerbe vom Fondo Nacional de las Artes. Ancalao hat die Gedichtbände „Tejido con lana cruda“ (2001) und „Mujeres a la intemperie-pu zomo wekuntu mew“ (2009) bei El Suri Porfiado in Argentinien und die Sammlung von Gedichten und Essays „Resuello-neyen“ (2018) bei Marisma in Spanien veröffentlicht. Ihr dritter Gedichtband, „Rokiñ, provisiones para el viaje (2020)“, erschien bei Espacio Hudson in Argentinien.

    (c) Michel Nieva

    Michel Nieva, 1988 in Buenos Aires geboren, ist Science-Fiction-Autor. Im Jahr 2021 wurde er von der Zeitschrift Granta zu einem der besten jungen Schriftsteller in spanischer Sprache gewählt und erhielt 2022 den O. Henry Prize. Er ist Autor des Gedichtbandes „Papelera de reciclaje“ (2011), der Romane „¿Sueñan los gauchoides con ñandúes eléctricos?“ (2013), „Ascenso y apogeo del Imperio Argentino“ (2018) und „La infancia del mundo“ (2023) sowie des Essaybandes Tecnología y barbarie (2024).

    (c) Pablo Hassman

    Berenice Llorens ist Komponistin, Gitarristin und experimentelle Klangkünstlerin aus Córdoba, Argentinien, die in Berlin lebt. Ihre Arbeit ist eine Mischung aus Erfahrungen und Interaktionen mit verschiedenen Disziplinen, darunter Performances und Improvisationen, Kompositionen, Radio, audiovisuelle Stücke, Zeichnungen, Schriften und Kollaborationen in Musikensembles und Tanz. Llorens beschäftigt sich mit dem Kuratieren und Produzieren von Radio und Radiokunst sowie mit der Forschung im Bereich künstliche Intelligenz und Musik und Mehrkanal-Audio. Indem sie Klänge aus der Natur, der Stadt und von Maschinen einfängt und neu interpretiert, schafft Berenice Llorens immersive Klangatmosphären, die uns dazu einladen, darüber nachzudenken, wie unsere Erfahrungen durch die uns umgebende Umwelt verändert werden. In ihrer Praxis geht es um einen Prozess der Wahrnehmung und Integration unserer Umgebung, um die Umwandlung des Äußeren in das Innere und des Inneren in das Äußere.

    (c) Jörg Dünne

    Jörg Dünne, geboren 1969 in Weiden, ist Professor für Romanische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einem Schwerpunkt auf hispanischer und lateinamerikanischer Literatur. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören literarische Räumlichkeit und kartografische Imagination, Literaturen im Anthropozän und Studien zu Mensch-Tier-Beziehungen. Im Jahr 2022 war er Senior Fellow am Merian MECILA Centre und von 2024 bis 2027 koordiniert er ein Forschungsprojekt über die Ästhetik des Flusses in der Literatur des Río de la Plata-Raums. Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen gehören „Aesthetics of the Land from Latin America“ (gemeinsam mit Jenny Haase, Iberoamericana/Vervuert 2024) und „Interspecific Contact Scenes. Humans and Street Dogs in the Margins of the City“ (Mecila Working Paper Series 2023).

    Wir möchten darauf hinweisen, dass der Fahrstuhl im Gebäude leider momentan nicht funktioniert. Aus diesem Grund ist der Zugang zurzeit eingeschränkt. Dafür möchten wir um Entschuldigung bitten.


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • Mo.
    07
    Okt.
    2019

    Kunst- und Kulturorte zugänglich machen

    3:00Eintritt frei

    Ein Zweiteiliger Workshop zur Barrierefreiheit mit Schwerpunkt Literatur


    Alle reden über Barrierefreiheit, sehen große Anforderungen auf sich zukommen und dann scheitert es an scheinbar guten Argumenten, z.B. am Geld… Kommt Ihnen das bekannt vor? In diesem zweiteiligen Workshop des Förderverbands e. V. wird der Entmutigung entgegengewirkt und das Thema pragmatisch angegangen. Was müssen und was können auch kleinere Kultureinrichtungen tun an und was kann man von den Menschen erfahren, die es wirklich betrifft?  Unter der Moderation von Imke Baumann richtet sich das Format vor allem an Leiter*Innen, Programgestalter*Innen, Mitarbeiter*Innen aus kleineren und mittelgroßen Kultureinrichtungen mit dem Schwerpunkt Literatur.

    Das Programm des Workshops ist in zwei Themenschwerpunkte aufgeteilt.

    Modul I (07.10.2019 - 10.00 – 14.00)

    Barrieren erkennen, Zugänge schaffen, andere Perspektiven erfahren“

    In einem ersten Modul erforschen die Teilnehmenden aktiv und in Zusammenarbeit mit zwei unterschiedlichen Expert*Innen mit Behinderung die Gegebenheiten vor Ort. Geleitet durch die Erfahrungen der Betroffenen wird sich den Fragen gestellt: Was sind Barrieren, welche Barrieren existieren und für wen? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen als Gäste willkommen geheißen werden? Was kann sofort verändert werden, was braucht spezielle Expertise oder Förderung? Es soll ein Portrait der Kulturinstitution vor Ort entstehen, welches die bereits vorhandenen Stärken ausweist, sinnvolle, dabei aber nicht unbedingt teure Veränderungsmöglichkeiten aufzeigt und die Innen- wie die Außenwirkung in den Blick nimmt.

    Modul II (07.10.2019 - 15.00 – 17.00)

    Andere „Sprach-Bilder“

    Das zweite Modul ermöglicht eine Begegnung mit einer Künstlerin und Kunstform, die bislang nicht als selbstverständlicher Teil des Mainstream wahrgenommen werden. Barrieren und fehlende Zugänge sind nicht nur äußerlicher, sondern vielfach auch inhaltlicher Art. Die Gebärdensprachpoetin und Schauspielerin Julia Kulda Hroch zeigt ausgewählte Gedichte und führt am praktischen Beispiel in Elemente und Besonderheiten der visuellen Sprachkunst ein. Im Gespräch zwischen ihr und den Teilnehmenden wird es dabei unter anderem um Arbeitsbedingungen tauber Künstler*innen, ihre spezielle Reibung mit der „hörenden“ Welt, ihre Vorstellungen und Wünsche gehen.

    Teilnehmende sind herzlich eingeladen, Beispiele des Ge- und Misslingens oder „Problemstellen“ (per Fotomaterial) beizusteuern. Zusätzlich wird nach der Anmeldung ein Formular mit Fragen zu den Persönlichen Interessen übermittelt. Daten werden vertraulich behandelt und dienen nur der Vorbereitung.

    Anmeldungen sind einzeln oder für beide Module per Mail unter: anmeldung-barrierefrei@gmx.de  möglich. Anmeldeschluss ist der: 02.10.2019.

    Der Workshop ist kostenlos.

    Moderation:

    Imke Baumann MA in Germanistik/Theaterwissenschaften war langjährig als Regisseurin und Dramaturgin an deutschsprachigen Bühnen tätig. Seit 2005 ist sie bei Förderband e.V. Projektmanagerin, Coach und initiiert und begleitet Projektentwicklungen zum Thema Menschen mit Behinderung in Kunst und Kultur. Imke Baumann ist außerdem Autorin für Audiodeskription und berät zu Barrierefreiheit und Förderungen in der Kultur. (www.berlinfuerblinde.de, www.neue-perspektiven-gewinnen.de, www.theaterhoeren-berlin.de)

    Expert*innen Modul I

    Uwe Nicksch ist Masterstudent für Urban Design in Berlin und ist seit 2017 Mitarbeiter bei "Sozialhelden e.V.". Diese Gruppe von engagierten Menschen entwickelt seit 2004 gemeinsam kreative Projekte, um auf soziale Probleme aufmerksam zu machen und sie im besten Fall zu beseitigen. Sie initiierten u.a. die Projekte „Leidmedien“ und „Wheelmap.org – Die Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte“.

    Stefanie Wiens ist Leiterin von <Platz da!> Barrierefreie Kulturvermittlung und Prozessbegleitung für Inklusion. Gemeinsam mit Expert*innen mit verschiedenen "Behinderungen" berät sie deutschlandweit Kultureinrichtungen. In Seminaren, Barrierefreiheits-Checks und Workshops geht es bis zu einem Jahr um die Begleitung des Öffnungsprozesses für mehr Inklusion vor und hinter den Kulissen der Einrichtung: www.platzda.berlin.

    Christine Pargmann ist Expertin für Leichte Sprache. Das heißt, dass sie sagen kann, wann Texte zu schwer sind und wie sie angepasst werden müssen, damit mehr Menschen sie verstehen. Sie hat bereits viele Kultureinrichtungen zum Thema beraten und hat auch den Blick dafür, was andere Besucher*innen mit Behinderung brauchen, um teilhaben zu können.

    Modul II

    Julia Kulda Hroch ist als Schauspielerin und Gebärdensprachperformerin tätig. Sie war Preisträgerin des Gebärdenpoesiefestivals Goldene Hand 2006 und beste Schauspielerin 2006 in Berlin. Sie gehört zum Ensemble des Deutschen Gehörlosentheaters und führt auch Regie. Julia Kulda Hroch lebt in Kremsier, Tschechien, und wirkt bei künstlerischen Produktionen in tschechischer und deutscher Gebärdensprache mit.

    Im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Abteilung Kultur, Berlin.