Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • So
    22
    Mrz
    2020

    #vinylorvanish

    18:00Eintritt frei
    B I S     A U F     W E I T E R E S     A B G E S A G T

    Workshop, Performance, Listening Session und Open Record Player mit Cristian Forte, Marc Matter, Tom Bresemann und Special Guest Martín Bakero

    © Cristian Forte

    2019 haben die Plattenverkäufe deutschlandweit erstmalig seit den frühen 90ern wieder die CD-Verkäufe überholt. Doch Vinyls spielen nicht erst seit dem letzten Jahr eine größere Rolle, und auch nicht nur in der Musikwelt – sondern auch in der Literatur, vor allem im Kontext von Soundpoetry, konzeptionellen Texten und DIY-Initiativen.

    Der auf deutsch bei hochroth erschienene Autor und Musiker Cristian Forte und Autor und Lettrétage-Mitbegründer Tom Bresemann treten 2020 mit einer SPLIT-7inch (spanisch/deutsch) in Erscheinung.

    Programm:

    18 Uhr: Beginn Workshop

    Im Workshop werden Cristian und Tom mit den Teilnehmer*innen Cover basteln und Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer 7inch geben, inkl. Livelesung (spanisch und deutsch) und Listening Session.

    20 Uhr:  Beginn Performances, Listening Session und anschließend Open Record Player

    Das Event ist als Relaxed Performance angelegt, d.h. Teilnehmer*innen können sich während der Veranstaltung frei im Raum bewegen, sowie ganz nach Belieben ein- und austreten.

    Open Record Player: Zuschauer dürfen und sollen aktiv werden, indem sie die Schätze des eigenen Plattenschranks mitbringen. Seien es aktuelle Eigenproduktionen oder historische Aufnahmen, experimentelle Soundpoetry oder Aufnahmen klassischer Autor*innenlesungen – alles ist erlaubt, und alles kann zu Ohren kommen, denn nach dem Workshop werden die Regler nach rechts gedreht, die Diskokugel angeschaltet und der Open Record Player steht zur Verfügung.

     

    Tom Bresemanns Track „das große gesetz im kleinen ich“ ist Teil seines fortlaufenden Textprojekts „von jeglichem wort, das durch den mund den menschen vernewet“, welches aus historischem und aktuellem nicht-literarischen Quellenmaterial Texte generiert, die eine Welt- und Sprechhaltung archaischer Feind- und Freundbilder abbilden. Ihnen stehen folgende Fragen eingeschrieben: Woher kommt das, was wir sagen, wohin sagen wir es? Was sagt die Form gegenwärtiger politisch-gesellschaftlicher Diskurse und Sprechhaltungen über den Umgang mit Herkunft aus, über das zugrunde liegende Zukunftsverständnis? Wie ist das Verhältnis von innen und außen dabei: Gibt es einen genuinen Kern des individuellen Sprechens oder ist alles kontaminiert?

    Die Texte des Projekts bilden eine Welt- und Sprechhaltung ab, die über einfache Antworten, klare, archaisch anmutende Feind-, Freund -, und Heldenbilder funktioniert. Mögliche Sprachräume, Undefiniertes, Unentschiedenes, Diskutables – alles, was eine Öffentlichkeit offen macht – das findet im vermeintlichen “Kulturkampf” des beginnenden 21. Jahrhunderts wenig Platz. Unter der Oberfläche des Sprechens lugt der „civilist mit dem gewehr in der hand“ unverhohlen und aggressiv hervor. Die Welt sehen? Als Soldat.

     

    Cristian Fortes Beitrag „Adivinación“:
    6 min. Dichtung, Sound Collage, Digital Spell, Field Recording

    Lesung einer Auflistung verschiedener Wahrsagungsformen aus einem Buch der Esoterik. Das Werk kombiniert elektronische Klänge, Poesie und Audioaufnahmen von den Straßen Berlins, aufgenommen in 2018.

     

    Andreas Bülhoff und Marc Matter treten mit ihrem Projekt: „ɅV – A Sound Writing Tool“ in Erscheinung.

    ʌv (Lautschrift für of bzw. off) ist ein Schallplattenprojekt, mit dem man beim Abspielen Sprachmaterial in einen künstlichen und abstrakten Dialog treten lassen kann.
    Das akustische Material besteht aus 2 × 32 einsilbigen Wörtern, die auf den Websites nytimes.com und 4chan.org/pol gesammelt und von zwei synthetischen Stimmen ausgegeben wurden. Dabei werden ausschließlich mehrdeutige und homophone Wörter verwendet, um die Möglichkeiten für Sinn und Bedeutung zu vervielfältigen.
    In dieser kombinatorischen Filterbubble werden die geloopten Wörter zu einer Schreibmethode, die ebenso bruchstückhafte Erzählungen über die Diskussionskultur im Internet hervorbringen kann wie die Hörer*in in ihrem Mantra versinken zu lassen.

     

    SPECIAL GUEST: Martín Bakero has presented performances, lectures, films, expositions, installations and radio actions in many locations throughout Europe, North, Central and South America. He has experimented with combinatorial, permutation, genetic, astrobiology, quantum mechanics, sound, vision and psychics arts. He studied electro-acoustic composition at the Paris municipal music conservatory and he has a PhD in psychopathology. He works researching about severe personality disorders and sound poetry. He created the pneumatic and electropneumatic poetry and now he is developing the “Acousemantic” poetry.

    http://therapoetics.org/

    https://soundcloud.com/martinbakero

     


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • Mo
    07
    Okt
    2019

    Kunst- und Kulturorte zugänglich machen

    3:00Eintritt frei

    Ein Zweiteiliger Workshop zur Barrierefreiheit mit Schwerpunkt Literatur


    Alle reden über Barrierefreiheit, sehen große Anforderungen auf sich zukommen und dann scheitert es an scheinbar guten Argumenten, z.B. am Geld… Kommt Ihnen das bekannt vor? In diesem zweiteiligen Workshop des Förderverbands e. V. wird der Entmutigung entgegengewirkt und das Thema pragmatisch angegangen. Was müssen und was können auch kleinere Kultureinrichtungen tun an und was kann man von den Menschen erfahren, die es wirklich betrifft?  Unter der Moderation von Imke Baumann richtet sich das Format vor allem an Leiter*Innen, Programgestalter*Innen, Mitarbeiter*Innen aus kleineren und mittelgroßen Kultureinrichtungen mit dem Schwerpunkt Literatur.

    Das Programm des Workshops ist in zwei Themenschwerpunkte aufgeteilt.

    Modul I (07.10.2019 - 10.00 – 14.00)

    Barrieren erkennen, Zugänge schaffen, andere Perspektiven erfahren“

    In einem ersten Modul erforschen die Teilnehmenden aktiv und in Zusammenarbeit mit zwei unterschiedlichen Expert*Innen mit Behinderung die Gegebenheiten vor Ort. Geleitet durch die Erfahrungen der Betroffenen wird sich den Fragen gestellt: Was sind Barrieren, welche Barrieren existieren und für wen? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen als Gäste willkommen geheißen werden? Was kann sofort verändert werden, was braucht spezielle Expertise oder Förderung? Es soll ein Portrait der Kulturinstitution vor Ort entstehen, welches die bereits vorhandenen Stärken ausweist, sinnvolle, dabei aber nicht unbedingt teure Veränderungsmöglichkeiten aufzeigt und die Innen- wie die Außenwirkung in den Blick nimmt.

    Modul II (07.10.2019 - 15.00 – 17.00)

    Andere „Sprach-Bilder“

    Das zweite Modul ermöglicht eine Begegnung mit einer Künstlerin und Kunstform, die bislang nicht als selbstverständlicher Teil des Mainstream wahrgenommen werden. Barrieren und fehlende Zugänge sind nicht nur äußerlicher, sondern vielfach auch inhaltlicher Art. Die Gebärdensprachpoetin und Schauspielerin Julia Kulda Hroch zeigt ausgewählte Gedichte und führt am praktischen Beispiel in Elemente und Besonderheiten der visuellen Sprachkunst ein. Im Gespräch zwischen ihr und den Teilnehmenden wird es dabei unter anderem um Arbeitsbedingungen tauber Künstler*innen, ihre spezielle Reibung mit der „hörenden“ Welt, ihre Vorstellungen und Wünsche gehen.

    Teilnehmende sind herzlich eingeladen, Beispiele des Ge- und Misslingens oder „Problemstellen“ (per Fotomaterial) beizusteuern. Zusätzlich wird nach der Anmeldung ein Formular mit Fragen zu den Persönlichen Interessen übermittelt. Daten werden vertraulich behandelt und dienen nur der Vorbereitung.

    Anmeldungen sind einzeln oder für beide Module per Mail unter: anmeldung-barrierefrei@gmx.de  möglich. Anmeldeschluss ist der: 02.10.2019.

    Der Workshop ist kostenlos.

    Moderation:

    Imke Baumann MA in Germanistik/Theaterwissenschaften war langjährig als Regisseurin und Dramaturgin an deutschsprachigen Bühnen tätig. Seit 2005 ist sie bei Förderband e.V. Projektmanagerin, Coach und initiiert und begleitet Projektentwicklungen zum Thema Menschen mit Behinderung in Kunst und Kultur. Imke Baumann ist außerdem Autorin für Audiodeskription und berät zu Barrierefreiheit und Förderungen in der Kultur. (www.berlinfuerblinde.de, www.neue-perspektiven-gewinnen.de, www.theaterhoeren-berlin.de)

    Expert*innen Modul I

    Uwe Nicksch ist Masterstudent für Urban Design in Berlin und ist seit 2017 Mitarbeiter bei "Sozialhelden e.V.". Diese Gruppe von engagierten Menschen entwickelt seit 2004 gemeinsam kreative Projekte, um auf soziale Probleme aufmerksam zu machen und sie im besten Fall zu beseitigen. Sie initiierten u.a. die Projekte „Leidmedien“ und „Wheelmap.org – Die Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte“.

    Stefanie Wiens ist Leiterin von <Platz da!> Barrierefreie Kulturvermittlung und Prozessbegleitung für Inklusion. Gemeinsam mit Expert*innen mit verschiedenen "Behinderungen" berät sie deutschlandweit Kultureinrichtungen. In Seminaren, Barrierefreiheits-Checks und Workshops geht es bis zu einem Jahr um die Begleitung des Öffnungsprozesses für mehr Inklusion vor und hinter den Kulissen der Einrichtung: www.platzda.berlin.

    Christine Pargmann ist Expertin für Leichte Sprache. Das heißt, dass sie sagen kann, wann Texte zu schwer sind und wie sie angepasst werden müssen, damit mehr Menschen sie verstehen. Sie hat bereits viele Kultureinrichtungen zum Thema beraten und hat auch den Blick dafür, was andere Besucher*innen mit Behinderung brauchen, um teilhaben zu können.

    Modul II

    Julia Kulda Hroch ist als Schauspielerin und Gebärdensprachperformerin tätig. Sie war Preisträgerin des Gebärdenpoesiefestivals Goldene Hand 2006 und beste Schauspielerin 2006 in Berlin. Sie gehört zum Ensemble des Deutschen Gehörlosentheaters und führt auch Regie. Julia Kulda Hroch lebt in Kremsier, Tschechien, und wirkt bei künstlerischen Produktionen in tschechischer und deutscher Gebärdensprache mit.

    Im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Abteilung Kultur, Berlin.