Programmarchiv

Seit 2006 finden in der Lettrétage ca. 120 öffentliche Literaturveranstaltungen jährlich statt – Lesungen, Workshops, Diskussionsrunden, literarische Performances und Formate dazwischen. Bekannte und unbekannte Autor*innen und Künstler*innen verschiedener Sprachen und Nationalitäten sind hier schon aufgetreten.

Seit 2013 liegt der Programmfokus u.a. auf neuen Wegen der literarischen Präsentation und Live-Produktion: Dazu zählen u.a. die internationalen bzw. transnationalen Literaturfestivals „Soundout!“, „¿Comment!“, „Berlinisi“ und „Syn_Energy“, aber auch das viel beachtete Netzwerkprojekt „CROWD“ und multimediale Projekte wie die Reihe „CON_TEXT“ oder das „Poetry Audio Lab“. Eine vollständige Liste der Lettrétage-Projekte finden Sie hier.

Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene Berlins stellt die Lettrétage außerdem ihre Räume für Literaturveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Zahlreiche freie Veranstalter*innen nutzen unsere Infrastruktur regelmäßig – für Literatur-Workshops, Lesereihen in verschiedenen Sprachen und Buchpräsentationen. Mehr zu den Möglichkeiten der kostenlosen Raumnutzung erfahren Sie hier.

Auf dieser Seite präsentieren wir einen nicht vollständigen Einblick in unser vergangenes Programm.


Veranstaltungen

Termin Informationen:

  • Sa
    26
    Okt
    2019

    Brunch mit dem Ligertiger und andere Reisewarnungen

    20:00Eintritt 4/3€

    Ein Lyrikabend mit Nora Zapf, Daniel Bayerstorfer und Tom Schulz, Moderation: Matthias Weglage

    „Was wiegt eigentlich schwerer, wenn man es aufschreibt: die Null oder die Eins, das Gebäude, das man gebaut oder nur gedacht hat. Sind das nun Festspiele der Schwerkraft oder herrscht (alle Jubeljahre oder immerzu) Gravitationsfinsternis?“  Daniel Bayerstorfer

    Tom Schulz: Reisewarnung für Länder Meere Eisberge (Hanser 2019)

    „Guten Morgen, guten Morgen. Guten Morgen, Sonnenschein. Ich wache auf und stehe mit den Füßen in der Erdmandel:“ (aus: Ritsos auf Leros).  Keine Reisewarnung könnte ihn aufhalten, zu groß ist Tom Schulz‘ Liebe zu diesem Planeten, der sich in immer schnellerem Tempo vom paradiesischen Zustand zu entfernen scheint. Wohin er sich auch lyrisch begibt, nach Medellín oder Venedig, in die Beinhäuser von São João oder zu den Plantagen von Tazacorte, ob in Strophen, in Prosa- oder in Kurzform – immer geht es ihm darum, den Regelkreis zu unterbrechen, „den Kreislauf aus Gier und Fertigteilen“. In einem Rausch von Bildern entführt er uns über Länder und Kontinente hinweg, als Wanderer zwischen den Dünen der Zivilisation, über Trümmerlandschaften. Die Gedichte wollen ein Bewusstsein über die selbstgeschaffene Zerstörungslust des Menschen schaffen. Sein bilanzierender Blick will nirgends richten, er stellt hin und setzt sich aus. „Wer soll die Tyrannen richten?/ Welcher Bürge steht für uns ein, die wir mit einer überhöhten Kohlenmonoxyd. Bilanz durch die alte Welt pesen? Die wir in/ jeder Stadt nur ein paar nasse, verschmutzte Handtücher hinter/lassen. Zurück, du rettest den Freund nicht mehr“ - ich weiß / dieses Jahrhundert nach der schwarzen Null hält uns nicht aus.“ (aus: Siracusa – ein Tag im Leben)

    Tom Schulz, geboren 1970 in der Oberlausitz, lebt als freier Autor, Herausgeber und Dozent für Kreatives Schreiben in Berlin. Für seine Gedichte erhielt er zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. den Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur 2010, den Kunstpreis Literatur der Lotto-Stiftung Brandenburg 2013 und den Alfred-Gruber-Preis 2014. Zuletzt erschien bei Hanser Berlin sein Gedichtband "Die Verlegung der Stolpersteine" (2017).

    Nora Zapf: Homogloben (Gutleut 2018)

    Wenn Nora Zapf morgens aufwacht, liegt „zwischen animierten Gletschern“ der „Minotaur“ in der Höhle. „es schleichen tropfen davon/stehlen sich um hufgelenke /dazwischen seile mit ankern/ diese insel war einmal hoch aufgelöst, jetzt verschwimmt sie immer mehr.“ Mischwesen der verschiedensten Art begegnen in dieser Landschaft, Chimären, Hermaphroditen, Zentauren, sogar die Cyborgs des technologischen Zeitalters. Mit den vielfältigen Wirklichkeiten, die der Mensch in sich vereint, fließen nicht nur Sprachen und Wirklichkeiten ineinander („in dubio pro dubio auf das idealizzare, eine exklamation“), sondern zunehmend auch Raum und Zeit. Nora Zapf ist sprachwütig: aus dem Glutofen der Sprache zieht sie immer neue Prägungen, Werkstücke, Luftiges, Stabiles, Schönklingendes, Erschreckendes. Was sind Homogloben? „...von hier verliert die welt die milchzähne“

    Nora Zapf, geb. 1985 in Paderborn, lebt und arbeitet in München und Innsbruck. Übersetzungen aus dem Portugiesischen und dem Spanischen (zuletzt Mario Santiago Papasquiaro: Ratschläge von 1 Marx-Schüler an 1 Heidegger-Fanatiker, turia + kant 2018 und O marinheiro/Der Seemann von Fernando Pessoa, zusammen mit Oliver Precht). Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Mitorganisatorin der Reihe für junge Lyrik und Kunst meine drei lyrischen ichs und der Biennale Großer Tag der Jungen Münchner Literatur. Gedichte: rost und kaffeesatz. parasitenpresse 2018. homogloben, gutleut 2018.

    Nora Zapf/ Daniel Bayerstorfer: Debut du siècle

    Auch lyrisch gemeinsam reisen ist möglich.. Das Gedicht "Debut du Siècle" zu dem Bild „Bleu II“ von Miro, das Nora Zapf und Daniel Bayerstorfer zusammen geschrieben haben und das den Signaturen-Preis für Lyrik 2015 gewonnen hat, führt „in unzugängliches Gebiet“. „Warte kurz, muss erst den Stift auf die Landkarte legen und ihn darin finden, in diesem unzugänglichen Gebiet. die Flugzeuige?“ Im Blau verloren gegangen zu sein, bedeutet aber nicht, eine bloße Zuflucht zu suchen. Es bedeutet „zweisprachig“ zu werden, „schwerelos über die Panade aus gefallenen Blättern fliegen, polyglotte Regenrinne in Hirn&  Rinde und Argumente gegen das Grün als Spediteure der Vernunft und ihre Moleküle auf psychologischer Safari“.

    Daniel Bayerstorfer: Tour de Baleine

    In seinem Wal-Zyklus aus dem geplanten neuen Gedichtband, das eine Art Gegenstück zu dem in den „Gegenklavieren“ abgedruckten Science-Fiction Zyklus „Pluto-Suite“ darstellt, vollzieht das lyrische Ich eine Bewegung in die Tiefen, gewinnt vom Herz ausgehend über Organe und Körperteile des Meeresriesen Kontrolle und reist mit ihm durch imaginäre Ozeane.

    Daniel Bayerstorfer, geboren 1989 in Gräfelfing, arbeitet und lebt in München. Er schreibt Prosa, Essays und Lyrik, und ist als Übersetzer und Literaturvermittler tätig. Zuletzt erschienen die Gedichtbände Gegenklaviere und Die Erfindung des Rußn (gemeinsam mit Tobias Roth). Seit 2018 unterrichtet er Kreatives Schreiben für Schüler*innen am Literaturhaus München. Mitorganisator der Lesereihe meine drei lyrischen ichs, sowie des Festivals Großer Tag der Jungen Münchner Literatur. Es erschienen Übersetzungen aus dem Chinesischen und Italienischen. Derzeit schreibt er an seinem ersten Roman.

     

     

     


Workshops & Infoabende

Termin Informationen:

  • So
    19
    Mai
    2019

    Pinsel-Kunst

    16:00Beitrag: 10€

    Tuschemalerei-Workshop in englischer und deutscher Sprache

    Im alten Japan fungierten als wesentliche Schreibutensilien Tusche und Pinsel. Nicht nur Haiku, sondern auch Illustrationen des 17. und 18. Jahrhundert wurden damit kreiert. Dafür brauchte es nicht nur eine besondere Einsicht in die Ästhetik der Monochromie, sondern auch spezielle Fertigkeiten in der Pinseltechnik.

    Die Künstlerin Haruka Sasaki entwickelte ihren eigenen Stil in der sogenannten Sumi-e – der Tuschemalerei. In ihren Zeichnungen haben Meditation und Spiritualität, basierend auf  buddhistischer sowie auf shintoistischer Praxis in Japan, eine starke Bedeutung. Essenziell wird hier auch eine ruhige Atemführung benötigt, auf die präzise Bewegungen des Pinsels folgen. In ihrem Malworkshop für Kinder und Erwachsene gibt sie Anleitungen zu Methoden und Techniken, mit denen sich innere Inspirationen auf dem Papier in Farben und Formen als Haiku darstellen lassen.

    Bitte beachten Sie, dass es nur eine beschränkte Teilnehmerzahl gibt. Vergessen Sie also nicht sich anzumelden.

    Diese Veranstaltung findet im Rahmen vom Festival „Shapes of Haiku“ für Literatur, Kunst und Musik im Bergmannkiez statt, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die JaDe-Stiftung: www.shapesofhaiku.triorin.com

     

    Künstlerin:

    Haruka Sasaki ist in Nagano geboren und aufgewachsen. Seit 2011 lebt sie in Berlin. In ihrer Kindheit lernte sie den schintoistischen Miko-Tanz (ehem. Tanz von Schamaninnen, die Götter-Prophezeiungen aussprachen) und die zen-buddhistische Tradition kennen. Diese Erfahrungen beeinflussten ihr Leben und prägte ihren künstlerischen Werdegang. In ihrer Arbeit setzt sie stark  auf die Empfindung für Farben und Gleichgewicht und gleichzeitig auf eine sensible Pinselführung. Die lebendigen Linien in ihren Bildern zeugen von purer Lebensenergie und vermitteln jedem etwas Ursprüngliches.