PoetryAudioLab: Konstantin Ames über sein Projekt „Marheineke blaze to be“

In der Lettrétage steigt die Vorfreude. Am 17. und 18. August steht das zweite Wochenende des PoetryAudioLabs an. Poetisches Sprechen tritt in den Stadtraum, die Stadt wird infiltriert und poetrysiert. Nach der Ruine der Franziskaner Klosterkirche geht es nun auf den Marheineke-Flohmarkt in Kreuzberg: Konstantin Ames, Tom Bresemann und Mara Genschel werden dort ihre audio-performativen Poesieformate präsentieren.

Hier stellt Konstantin Ames schon einmal kurz sein Projekt „Marheineke blaze to be“ vor. Außerdem gibt es einen kurzen Teaser auf unserer Soundcloud-Seite:

Marheineke blaze to be

Kein Platz ohne Blase. Marheineke, Althegelianer, war in der Blase, Engels und andere krasse Bengels draußen. Ewig Jugendliche wollen dazugehören, gefragt sein. Ich stelle andere Fragen.
Zum Beispiel die, warum es Lyrik überhaupt noch gibt. Der Umstand, dass zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, macht die Beschäftigung mit Lyrik zu einem zynischen Geschäft …
Es gibt aber nicht nur die erlesenen Leutchen und den inneren Monolog der Frischluft-Vögel; es gibt diese zwei Milliarden Menschen.
Ich bin kein Lyriker oder Kleinunternehmer, ich bin Expressionist. Das ist nicht viel, aber immerhin mehr als zu wenig.
Der Marheinekeplatz liegt zwischen Flaniermeile Bergmannstraße und Friedhöfen. Auf dem Areal von Platz und Halle prallen an zwei Tagen der Woche die Gerüche des Fresstempels und die Geräusche des Flohmarkts aufeinander. Ja, es gibt dort einen Flohmarkt. Noch. Dem Patrioten und Populärprotestanten („Die Reformation, dem deutschen Volk erzählt“) Philipp Konrad Marheineke wäre das gesamte Ensemble und bunte Treiben ein Graus. „Neobiedermeier!“ schrie er fanatisch von seiner Kanzel …
Dann aber wieder ist der Marheinekeplatz ein Ort des Widerstands gegen Verdrängung; und Ort der Verdrängung zugleich. Noch offensichtlicher, wenn der Flohmarkt nicht da ist. An einem solchen Ort, der nach einem Rechtsintellektuellen reinsten Wasser benannt ist, der heute AfD wählte, muss ich einfach etwas geschehen lassen, und sei es bloß für ein paar Momente.

Am 17. und 18. August geht es weiter mit dem PoetryAudioLab auf dem Flohmarkt am Marheinkeplatz – Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr. Hier geht es zur Veranstaltung.

Das PoetryAudioLab ist ein Projekt der Lettrétage und wird gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.