Miako Klein über AMA

In Vorfreude auf das Album Release Konzert am 30.03.2017 bietet Musikerin Miako Klein einen Einblick in AMA – eine Kollaboration aus MDuo (mit Michael Weilacher) und WARBLE (mit Brad Henkel).

1. Auf was für einen Abend können sich eure Zuschauer am 30. März freuen?
Miako Klein: Ich werde mit beiden Duos einzeln auftreten, eventuell spielen wir auch etwas zu dritt. Es wird von jedem Duo ein Set geben. Wir arbeiten in einem Bereich zwischen Komposition und Improvisation. Unsere Stücke entstehen eigentlich immer aus der Improvisation heraus und wir legen dann Strukturen fest. Man kann sich dies wie Klangräume vorstellen, in denen wir improvisieren. In diesen Bereichen bilden wir dann Übergänge zum nächsten Klangraum, in dem wir mit bestimmtem Klangmaterial improvisieren. Wir legen praktisch unseren Rahmen fest und können uns darin frei bewegen. Zu hören gibt es außerdem ein Stück vom Komponisten Amir Shpilman. Unsere Zuhörer können sich auf experimentelle und Neue Musik freuen.

© Carolin Röckelein

2. Was bedeutet der Albumtitel „AMA“?
MK: AMA ist ein japanischer Titel. Ama (übersetzt: „Meeresfrauen“) sind japanische Meerestaucherinnen, die ohne Taucherausrüstung – früher unbekleidet – Muscheln, Perlen und verschiedenste Meeresfrüchte sammeln. Sie können dabei bis zu 30 Meter tief zum Meeresgrund tauchen. Ama ist eine alte Tradition, die mittlerweile jedoch langsam ausstirbt. Ich finde den Titel AMA so spannend, weil dies eine vor allem weibliche Tradition ist, die schon über 2000 Jahre lang fortdauert. Da der weibliche Körper einen höheren Fettanteil besitzt und somit besser wärmt, wurde diese Tradition familienintern nur an Frauen weitergegeben. Die Verbindung zur Musik ist für mich der Klang der Unterwasserwelt: das Meeresrauschen, der langsame Fluss der Zeit, man nimmt die Welt ganz anders wahr. Was ich außerdem spannend finde ist, dass Ama beim Auftauchen tiefe Laute und Pfeifgeräusche („Isobue“) ausstoßen, um den Druck vom langen Luftanhalten auszugleichen. Lange genossen die gut verdienenden Ama-Taucherinnen ein hohes Ansehen aufgrund ihrer Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Ich finde das Gesamtbild der Ama-Tradition so spannend, deswegen habe ich es als Titel gewählt.

3. MDuo und WARBLE performen und experimentieren musikalisch sehr unterschiedlich. Lässt sich in AMA ein gemeinsamer Boden beider Stile erkennen oder harmonieren die beiden Charaktere auch nebeneinander sehr gut?

© Miako Klein

MK: WARBLE (Blockflöte + Trompete) arbeitet viel mit Verstärkung der Instrumente und experimentiert mit dem Material Instrument und Klangmaterial, sehr gering nur mit analogen Effekten. Einfach gesagt ist unser Feld Instrument + Verstärkung. Wir nehmen auch die Instrumente auseinander und spielen nur auf Teilen von ihnen. Das Innenleben unserer Instrumente machen wir auch akustisch wahrnehmbar, indem wir das Mikrofon fast in dem Musikinstrument platzieren und somit die verschiedenen Rauschklänge verstärken. Klanglich nähern sich Brad und ich uns teilweise so an, dass man nicht mehr unterscheiden kann, wer nun was spielt – so können wir kommunizieren. Wir suchen nach Klängen, die zusammenpassen. Obwohl Trompete und Blockflöte einen sehr unterschiedlichen Charakter haben, stelle ich immer wieder fest, wie toll sie sich klanglich mischen können.

© Carolin Röckelein

Bei Mduo (Blockflöte + Percussion) war das Experimentierfeld zunächst in der Instrumenten- und Klangmaterialsuche. Während bei mir die Instrumente mehr oder weniger beständig bleiben, hat Michael auf seinen Percussion natürlich eine endlose Auswahl an Klangmaterial. Er kam dann auf die Idee Plexiglasscheiben zu verwenden, was unglaublich toll klingt. Wenn ich mir die Musik aus dieser gebogenen Plexiglasscheibe anhöre ist so ein beruhigender Rhythmus, für mich hat das fast etwas pränatales an sich – wie ein Herzschlag. Besonders hier findet sich auch die Verbindung zur Meerestiefe und ihren Klängen.

In AMA ergänzen sich diese beiden Ensembles wirklich wunderbar. Ich habe an der Akademie Schloss Solitude die Möglichkeit bekommen, die Stücke beider Ensembles zusammenzubringen und das Album bei ihnen zu produzieren. Es sind beides Stücke von über 20 Minuten, dazwischen habe ich einen Ausschnitt aus John Cages‘ „Ryoanji“ gesetzt, da dies sehr passend war. Somit ist AMA sogar eine Triologie aus drei Stücken, die sich in einem dramaturgischen Spannungsbogen unglaublich gut ergänzen. Daher entstand die Idee, die beiden Duos auf einem Album zu vereinen, anstatt zwei CDs zu produzieren.

Ein kleiner Gruß an eure Zuschauer am 30. März:
MK: Sich öffnen und darauf einlassen, das ist bei der Musik das Wichtigste. Dadurch nimmt man am meisten mit. Wir freuen uns auf Euch!