Luces in the sky[pe]: I

Samstag, 4. September 2010, 19:30 Uhr, Eintritt frei
Álvaro Colomer. Fantasie einer toten Stadt
Mit Álvaro Colomer und Denis Abrahams

Mimodrama de una ciudad muerta ist ein Schaustück wahnwitziger Phantasien und zugleich eine Gesellschaftssatire über den Umgang mit dem Tod im urbanen Raum. Eduardo Arrollo, Mitte dreißig, ist Thanatopraktiker, die Leichenhalle ist sein Arbeitsplatz. Kürzlich Verstorbene werden von ihm kosmetisch und hygienisch für den Abschied hergerichtet. Damit ist Eduardo Arrollo ein Zahnrad im Getriebe der Bestattungsindustrie, die Leichenhalle ein Betrieb in der Kette der Totenversorgung zwischen Krankenhaus und Friedhof. Arrollos obskure Vergangenheit läßt ihn unentwegt halluzinieren, so daß unter seinem Blick Tote wieder lebendig werden und sich am Romangeschehen beteiligen. In Mimodrama de una ciudad muerta zeigt sich Colomer ebenso als akribisch recherchierender Journalist wie auch als Spielmann, der mit barocker Lust das Grauenvolle bis hin zur Karikatur überzeichnet. In bester Tradition spanischer Satire à la Quevedo zeichnet Colomer ein Sittengemälde des städtischen Bestattungswesens, dessen nur scheinbar lückenlos kontrollierte Abläufe die totale Gleichgültigkeit der urbanen Gesellschaft gegenüber ihren Verstorbenen kaschieren.

Álvaro Colomer, 1973 in Barcelona geboren, ist Schriftsteller und Journalist. Er hat in zahlreichen Anthologien Erzählungen veröffentlicht und eine Romantrilogie über den gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod im urbanen Raum geschrieben. Deren zweiten Teil bildet Mimodrama de una ciudad muerta (2004). Darüber hinaus veröffentlichte er auf Grundlage von Recherchen zur Prostitution in Spanien einen Erzählband; außerdem publizierte einen Band gesammelter Reportagen, aus dem ein Beitrag mit dem International Award for Excellence in Journalism 2007 ausgezeichnet wurde. Álvaro Colomer publiziert regelmäßig in verschiedenen Print- und Onlinemedien. Für die Tageszeitung La Vanguardia betreibt er den preisgekrönten Blog El arquero.

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