„Kurz und knapp: Wir wollen über Polen sprechen“

© OstPunkt e.V.

Am Freitag, 8. Juni, macht der Lesezyklus „Lektury“ des Berliner Vereins ostPunkt e.V. Halt in der Lettrétage. Wir haben zu diesem Anlass mit der künstlerischen Projektleiterin Natalia Staszczak-Prüfer gesprochen.

Was verbirgt sich hinter dem Projekt Lesezyklus „Lektury“? Kannst Du ein wenig auf inhaltliche Schwerpunktsetzung des Projekts eingehen?

Lesezyklus Lektury ist ein Projekt, das aus zehn Lesungen und Diskussionen besteht und vom Verein ostPunkt organisiert ist. Das Projekt wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung in einem Wettbewerb über Polen ausgewählt und wird wesentlich finanziell unterstützt. Wir werden über sieben polnische Autoren, deren Werke nicht mehr oder nur sehr verkürzt in den Oberschulen in Polen analysiert werden, sprechen. Es hat viel mit der heutigen politischen Situation in Polen zu tun und das wollen wir den Zuhörern erklären. Dieses Jahr feiern wir 100 Jahre Unabhängigkeit in Polen. Wenn man aber die konservative polnische Regierung beobachtet, überlegt man, was das für eine Freiheit und Unabhängigkeit ist, wenn Polen sich anderen Ländern und Kulturen gegenüber mehr und mehr fremdenfeindlich distanziert und verschließt. Die Gesellschaft in Polen ist jetzt so geteilt wie nie in zuvor in meinem Leben.
Kurz und knapp: Wir wollen über Polen sprechen und dazu nutzen wir polnische Literaturklassiker. Manche sind in Deutschland ganz bekannt: Bruno Schulz, Joseph Conrad, Witold Gombrowicz.

Alle Infos und Kalender findet man unter: https://lektury2018.wordpress.com/ und auf Facebook: https://www.facebook.com/lektury2018/.

Was erwartet die Zuhörer*innen bei der Veranstaltung in der Lettrétage?

Unsere Einladung für die Lesung über Ryszard Kapuscinskis Buch „Meine Reisen mit Herodot“ hat Martin Pollack angenommen. Er ist ein bekannter Schriftsteller und Journalist aus Österreich, der sich sein ganzes Leben mit Polen beschäftigt. Er übersetzte auch Bücher von einem der wichtigsten polnischen Reporter Ryszard Kapuscinski und war mit ihm befreundet. Es gibt keinen besseren Experten, den wir uns für diese Veranstaltung vorstellen konnten. Nach der Lesung von Buchfragmenten wird mit ihm eine Diskussion stattfinden: Über das Buch, den Autor und über Polen.

Worauf freust Du dich am meisten?

Es gibt eigentlich sehr viele Gründe für Freude. Der erste ist definitiv das Feedback und das Interesse am Projekt. Wenn ich jemandem von Lektury erzähle, finden das alle eine tolle Idee und wollen helfen, unterstützen, weiterleiten oder Kontakte vermitteln. Während der letzten paar Monate habe ich viele fantastische Leute kennengelernt, die sich für Polen interessieren. Meine zweite, persönliche Freude sind die Gäste und Experten die am Projekt teilnehmen. Die Zusage von Martin Pollack, Olaf Kühl, Magdalena Marszalek, Brygitta Helbig-Mischewski, Slawomir Sierakowski, Lothar Quinkenstein, Matthias Lorenz, Iwona Nowacka und Dorota Stroinska machen mich unglaublich glücklich. Der dritte Grund, sich als Polin zu freuen, ist, ein so großes, komplexes Projekt über polnische Kultur in Deutschland zu leiten. Das ist auch eine große Verantwortung.

© Beata Torge (https://beatatorge.de/)

Natalia Staszczak-Prüfer kommt aus Warschau und wohnt seit 2012 in Berlin. Sie studierte sowohl an der Theaterakademie in Warschau als auch an der Freien Universität zu Berlin und ist ausgebildete Theaterwissenschaftlerin. Während ihrer Studienzeit in Warschau gründete sie gemeinsam mit ihren Kommiliton*innen die Online-Zeitschrift Teatrakcje. Sie schreibt für verschieden Zeitschriften und Internetportale, unter anderem taniecPOLSKA(pl), Dwutygodnik.com, Nachtkritik.de, Teatr. Eine Sammlung ihrer Artikel über Themen wie Theater, Literatur, Kino und Tanz finden Sie auf ihrer homepage. Darüber hinaus arbeitet Natalia Staszczak-Prüfer als Übersetzerin von Theaterstücken vom Deutschen ins Polnische. Sie ist im Rahmen des Projekts Lesezyklus – Lektury für das Konzept verantwortlich und übernimmt die künstlerische Projektleitung.