Highlights am Mehringdamm Teil I: Der Einzug 2013

Baustellenbegehung mitsamt Lesung 2013. Foto: Lettrétage

Die Berliner Literaturszene befindet sich momentan im Wartemodus und auch für uns bedeutet die aktuelle Situation eine Übergangsphase: Veränderungen werden anstehen und wir arbeiten daran, unsere Rolle als Ankerinstitution für die freie Literaturszene immer wieder neu zu denken.

Aber während wir alle Atem holen und neue Projekte planen, wollen wir einmal die Zeit nutzen und zurückzuschauen – auf unsere Zeit am Mehringdamm 61, auf acht Jahre Veranstaltungsbetrieb, auf acht Jahre „Raum für die freie Szene“.

Mit diesem Post starten wir eine kleine Reihe mit persönlichen Rückblicken auf die „Highlights am Mehringdamm“, ein kleiner „Trip down Memory Lane“, mit Schlaglichtern, Erinnerungen und Bildern „von früher“. Und wir fangen mit dem Jahr 2013 und dem Einzug an den Mehringdamm 61 an!

Eine der ersten Lesungen am Mehringdamm – mit Lettrétage-Gründungsmitglied Tom Bresemann als Moderator. Foto: Lettrétage

Auch wenn sich in jedem Jahr seit unserer Gründung unvergessliche Momente finden, so müssen wir die Zeit um 2013 vielleicht besonders hervorheben. Denn vor mittlerweile acht Jahren haben wir uns aus der Intimität der Methfesselstraße herausgewagt und unsere neuen Veranstaltungsräumlichkeiten am Mehringdamm bezogen. Moritz Malsch und Tom Bresemann sprechen hier rückblickend von einer „großen Häutung“, da die neuen Räume einen Schritt Richtung Professionalisierung und „richtigem Kunstbetrieb“ bedeuteten, gleichzeitig aber auch das Profil der Lettrétage veränderten: Ging es in den ersten Jahren noch v. a. darum, der jungen Literatur und der freien Szene eine Bühne zu bieten, die sie im sonstigen Kulturbetrieb nicht hatte, so wandelte sich die Lettrétage ab 2013/2014 mehr zu einer Werkstatt, die das literarische Experimentieren erlauben sollte. So lag unser Fokus damals wie heute nicht darauf, Veranstaltungen zu ermöglichen, die z. B. ein neues Buch bewerben sollen, sondern Künstler*innen einen Platz zu geben, die sich an Performance und Livesituationen ausprobieren wollen.

Literaturperformance mit Getränkepreisliste, Berlin 2013. Foto: Lettrétage

Die Zahl der Besucher unserer Veranstaltungen hat sich am Mehringdamm auf einem erfreulichen Level stabilisiert, was uns sehr freut, auch wenn Tom und Moritz betonen, dass die Zuschauerzahl für uns kein Kriterium für Qualität ist. An vollbesuchte Lesungen denken wir genauso gerne zurück, wie an Veranstaltungen mit drei Besucher*innen in der Intimität des Salons der Methfesselstraße. Zum besonderen „Charme“ der neuen Location gehörte neben der Lage in einem Kreuzberger Hinterhof auch die Tatsache, dass durch die unmittelbare Nähe zu einem Club ab bestimmten Uhrzeiten die Bässe bis zu unseren Lesungen dröhnten.

Denis Abrahams hat schon 2013 auf zahlreichen Lesungen mit seiner Stimme Literatur zum Leuchten gebracht.

Diese „Erfolgsgeschichte“ soll nicht über die Schwierigkeiten und Risiken hinwegtäuschen, die von Anfang an die Zeit am Mehringdamm begleitet haben. Neben den finanziellen Verpflichtungen, die sich aus der Anmietung ergaben, bedeutete der Umzug für alle Beteiligten ein deutliches Mehr an Arbeit, was bei Renovierungsarbeiten anfing und mit der Betreuung sämtlicher Veranstaltungen weiterging. Besonders Moritz erinnert sich daran, wie er die Wände selbst eingezogen und die Toiletten selbst installiert hat.