Fluide Glossare in der Lettrétage

Am 31. Mai ist es soweit und unsere nächste Kooperation mit der Literaturinitiative Poesie Handverlesen findet ihre Aufführung: Queere Taube und hörende Künstler*innen haben gemeinsam einen Text verfasst und bringen ihn lesend und gebärdend auf die Bühne.

Wie sieht eine queere Sprache aus? Und wie verändern sich die Begriffe queerer Lebensrealitäten zwischen Tauben und hörenden Individuen? Wie bilden sich neue Begriffe und wie bilden sich neue Gebärden für neue Begriffe?

In einem intensiven Produktionsworkshop haben zwei Taube und zwei hörende queere Künstler*innen das Format des Glossars als Ausgangspunkt eines Prozesses genommen, in dem sie sich Fragen nach der Herkunft von Begriffen, ihrer Deutungsmacht und ihrem Eigenleben gestellt haben.

Entstanden ist dabei ein Kettengedicht in deutscher Laut- und Gebärdensprache, ein fluides Kunstwerk, das von der jeweiligen Sprach- und Übersetzungsarbeit der Beteiligten geprägt ist: In einer zweisprachigen Performance kommen lautsprachliche Lyrik und Gebärdensprachpoesie, kommen queere Lebenswelten Tauber und hörender Menschen zusammen.

Was gibt es dabei zu beachten?

Die beiden Abende werden gemeinsam von zwei Tauben und zwei hörenden Künstlerinnen gestaltet. Deshalb ist es uns wichtig, nochmal auf den „Deaf Space“ während der Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Angebote sowie Räume für gebärdensprachliche und Taube Kunst und Kultur sind immer noch keine Selbstverständlichkeit. Wir bitten daher vor allem hörende Besucherinnen besonders respektvoll zu sein. Verlangt von Tauben Menschen nicht, dass sie von euren Lippen ablesen, euch über Taube Kultur aufklären oder ähnliches. Wenn ihr während den Veranstaltungen mit Tauben Menschen in Kontakt treten wollt, aber unsicher seid, haben wir hier ein paar Tipps für euch: Seid mutig! Ihr könnt schriftlich mit dem Handy kommunizieren, Gesten verwenden oder vorher ein wenig (oder auch mehr) Gebärdensprache lernen. Es werden auch Dolmetschende und Kommunikationsassistenzen vor Ort sein, die ihr euch dazu holen könnt. Wichtig ist, dass sich alle Besucher*innen, Taub und hörend gleichermaßen, wohl fühlen können. Geht respektvoll mit Tauber Kultur um und bewegt euch als hörende Menschen an diesen beiden Abenden audismuskritisch im Deaf Space. Wir freuen uns auf euer Kommen!