Fabian Herrmann hat erste Fragmente aus „Curiepolis“ veröffentlicht

Seit 2012 feilt Fabian Herrmann an seinem Roman Curiepolis. Nun nähert sich der erste Band dem Abschluss und der digitale Kosmos ermöglicht es uns, erste Einblicke in sein Werk zu erhalten. Die Erzählung beginnt auf der Erde – doch ist es unsere Erde oder eine andere? – und verästelt sich zu einem fraktalen Gebilde von Wirklichkeiten, Vollzugsebenen und Realitäten. Auf dem Planeten Tlön finden die Handlungsfäden zusammen – um sich später wieder zu trennen.

„Er erreicht den Hügelkamm. Vor ihm dräut die Hochebene bis an den Horizont, Vulkanlandschaft mit schwarzen Lavahalden, giftblauen Seen. Der blasse Unzufriedene erklimmt eine Geröllhalde – seine Halbschuhe, für solche Spaziergänge völlig ungeeignet, werden staubig und zerbeult, doch was kümmert ihn das nun – bis an den Rand des nächstliegenden Kratersees. Gläsernstarr das Wasser. Es ist nämlich äußerst saures Wasser – eigentlich fast gar kein Wasser, sondern konzentrierte Schwefelsäure, ätzend und nur für dickhäutige Bakterienwinzlinge als Lebenselixier geeignet. Eigenbrötler Eusebius zieht einen der überanspruchten Halbschuhe (den linken) aus, wirft ihn mit einem Schrei – nicht so sehr ein Wutschrei als Herausbrüllen von Langeweile und Ungeduld – weit von sich in die Säure. Aufzischen, Sprühen, der Schuh – feines, etwas überkandideltes Fabrikat mit Silberschnallen: gekauft zu seiner missglückten Hochzeit (die Braut machte sich am nächsten Morgen davon mit dem Kaffeetafelporzellan und einem Glockenwecker aus Messing) – versinkt, zerfällt. Eusebius der Blasse schaut ihm hinterher […]“

Eusebius‘ impulsive Handlungsweise hat weitreichende Folgen: Die GROSSSTADT keimt aus dem Boden von Tlön. Keine Großstadt wie Berlin, von Menschen erbaut, sondern ein auf seltsame Weise lebendiges Gebilde. Science Fiction? Doch wieso ist da ein vernunftbegabtes Eichhörnchen, ein steinerner Rabe, der Rätsel stellt? Überrascht findet man sich eher in einer traumartigen Märchenwelt wieder, als in einem Zukunftsroman. Die GROSSSTADT besteht aus Beton, Stahl, Kupfer, Titan, Kunststoffen –  doch sie lebt, so wie Herrmanns Sprache spielerisch und neuartig, manchmal aber auch archaischmärchenhaft
ist. Zwischen all den Rätseln und fremdartigen Wesenheiten handeln die menschlichen Protagonisten. Um sich in einem solchen Multiversum nicht zu verlieren, braucht es menschliche Nähe, Freundschaft.

Hier finden Sie Herrmanns Homepage & die Leseprobe zu „curiepolis“.

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