Die Lettrétage im Oktober

Foto: Mirko Lux

Wir können uns nicht so richtig erinnern, wann wir das letzte Mal einen so vollen Monat hatten. Jedenfalls folgt im Oktober Lesung auf Lesung auf Salon auf Performance auf Roman-Mosaik-Präsentation und das ist noch nicht einmal die Hälfte. Wir sagen an dieser Stelle schon einmal (und wieder) „Danke!“ an die vielen freien Veranstalter*innen aus der Berliner Literaturszene, die so viele Impulse wieder in die Lettrétage tragen. Ohne euch wäre es ein gutes Stück langweiliger an der Spree!

Wir starten am 02. Oktober mit dem zweiten Salonabend von Isobel Markus, sozusagen dem Nachholtermin aus dem Frühjahr. Das Thema dieses Abends sind die Miniaturen – kurze individuelle Aufnahmen der Welt. Die Autorin Ulrike Almut Sandig wird hierfür aus ihrem Roman „Monster wie wir“ lesen. Rezensiert wurde ihr Buch u.a. in der Frankfurter Allgemeinen, bei MDR Kultur, Deutschlandfunk Kultur und  NDR Kultur. Björn Kuhligk, Daniel Klaus und Isobel Markus lesen Texte aus den Berliner Szenen der Taz. Audrey Naline, bekannteste Queen der Berliner Literaturszene, tritt mit ihrer weissagenden Literary-Show auf und Nils Peters stellt Bildkompositionen in Auswahl vor. Dazu gibt es Musik von Nathalie Claude. Einen Vorgeschmack finden Sie hier. Wir freuen uns derweil auf den zweiten Abend einer aufstrebenden neuen Lesereihe.

Am 07. Oktober liest Dilek Mayatürk, Dokumentarfilmerin, –produzentin und Lyrikerin, aus ihrem neuen Gedichtband „Brache„. Ihre auf Türkisch verfassten Gedichte wurden von Achim Wagner ins Deutsche übersetzt. Ihre Texte sind laut Verlag „Aufforderungen, nicht in Coolness zu erstarren“, es geht um Herkunft, Trennung, Liebe und die politische Situation in der Türkei.

Danach geht die literarisch-performative Reihe „Afropéennes – Afropäerinnen“ weiter, die in Kooperation mit uns stattfindet. Am 09. Oktober steht der zweite Abend des Projekts bei uns an. Es erwartet Sie eine szenische Lesung des Bühnentexts „La Grande Ourse“ / „Die große Bärin“ mit der Autorin Penda Diouf und dem Künstler*innenkollektiv Label Noir. In der Form eines fantastischen Märchens verhandelt Diouf gesellschaftliche Normen, die Willkür der Justiz und rassistisch motivierte Diskrimination. Informationen zur Autorin finden Sie hier in einem kurzen Interview.

Am 11. Oktober geht es mit Holger Teschke und seinem Gedichtband „Seezeichen“ nach Rügen. Der Band stellt eine Sammlung von Gedichten dar, die zwischen 1998 bis 2018 entstanden sind. Im Signaturen Magazin befasste sich Timo Brandt mit den Gedichten in „Seezeichen“. Dort bezeichnet er Teschke als „Sänger von Meeren und Landschaften“ mit kritischem Blick auf den Zeitgeist der Gesellschaft.

In der Woche darauf stellt Maik Gerecke seine Novelle „Feßmann“ bei uns vor: Ein Junge zieht mit seinen Eltern in ein abgelegenes Dorf. Auf seiner neuen Schule bemerkt er sehr schnell eine kollektive Feindlichkeit gegenüber seinem Mitschüler Fabian Feßmann. Die Toiletten sind mit Feßmann-Witzen bekritzelt, in den Fluren beobachtet der Junge regelmäßig verbale Demütigungen. Er beschließt, dem ein Ende zu setzen und versucht fortan, mit Fabian in Kontakt zu treten und ihn vorsichtig in die Schulgemeinschaft zu integrieren. Spoiler Alert: Seine Bemühungen werden gründlich schiefgehen. Wir freuen uns darauf, einen langjährigen Lettrétage-Supporter jetzt als publizierten Autor auf der Bühne zu haben. Neben seiner Arbeit als Autor organisiert Gerecke die Lesereihe Konzept*Feuerpudel mit und geht in seinem Podcast transphilosophisch alltäglichen bis philosophischen Lebensfragen nach.

Einen Tag später veranstaltet die Jugend-Schreibwerkstatt des Kreatives Schreiben e.V. ihre Abschlusslesung in der Lettrétage. Überthema des Abends: Grenzen. Die Teilnehmer*innen beschäftigen sich mit inneren Grenzen, buchstäblichen Grenzen, Grenzen der Sprache und des eigenen Schreibens.

Die Woche endet mit einer Buchvorstellung von Jürgen Neffes neuem autobiografischem Roman „Das Ding – Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl“: Ein Erzähler gerät in Untersuchungshaft, nachdem er am Flughafen von New York verkündete, dass er dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ein Geschenk mitgebracht hat. Darauffolgend versucht das Sicherheitspersonal des Flughafens hinter seine „wahren“ Absichten zu kommen. Nach und nach entschlüsselt der Verdächtige seine Beziehung zu Donald Trump. Nicole Dittmer hat für Deutschlandfunk Kultur ein Gespräch mit Neffe rund um seinen Roman geführt.

Und am 21. Oktober dürfen wir wieder das Netzwerk französischsprachiger Autorinnen in Berlin bei uns zu seiner sechsten Lesebühne Scène pour lire begrüßen. Das Netzwerk wird hierfür ein Thema auf seiner Facebookseite vorgeben, zu dem Autor*innen einen Text von maximal 1000 Wörtern vorbereiten können. Am Abend der Veranstaltung können Sie sich dann für die Bühne registrieren. Zu den Hintergründen der Netzwerkgründung haben wir hier mit Delphine de Stoutz auf unserem Blog ein Interview geführt.

Am nächsten Tag geht es gleich weiter mit der dritten Veranstaltung von Afropéennes. Dieses Mal liest die Autorin Laetitia Ajanohun ihren Theatertext „Love is in the hair“, szenisch und musikalisch eingerichtet von Miriam Ibrahim.

Dann folgen zwei Buchpremieren: Eva Roman stellt am 23. Oktober ihren neuen Roman „Pax“ bei uns vor. Die Erzählung handelt von dem Jungen Pax, der nach dem Verschwinden seiner Eltern und seines Bruders bei seiner Tante Beatrix in einer Kleinstadt aufwächst. Eva Roman erzählt von familiärer Sorge und Distanz, sozialer Normierung und Scham.

Und Am 28. Oktober ist Ralph Hammerthaler mit seinem neuen Roman „Kosovos Töchter“ bei uns zu Gast. Ein ehemaliger deutscher Soldat kehrt nach Kosovo zurück und entdeckt dort in Prishtina eine feministische Untergrundvereinigung gegen patriarchale Traditionen.

Am 30. Oktober begeben wir uns dann mit den Autor*innen Katrin Deibert, Bea Kemer, Slavica Klimkowsky, Rainer Schildberger und Chrisjo Schröder in den Wald. Dreizehn Autor*innen haben gemeinsam ein Roman-Mosaik verfasst und stellen Fragen zum Mensch-Natur-Verhältnis: Wie lebt es sich allein im Wald? Wie überlebt man? Wie verändert sich ein Mensch durch zwei Jahre, die er im Wald verbringt?

Und am Ende des Oktobers ist bekanntlich Halloween und das bedeutet dieses Jahr: Poetic Hafla ist zurück! Die beliebte Literatur-Lesung-Performance-Party „straight out of Middle East Kreuzberg“ bringt sechs Künstler*innen auf die Bühne. Damit so viele Besucher*innen wie möglich an der Party teilnehmen können, wird es einen zeitversetzten Einlass ab 19.30 Uhr geben. Gäste, die vorab ein Ticket online gekauft haben, werden zuerst eingelassen.

Wir freuen uns auf einen vollgepackten Oktober. Noch mehr aber freuen wir uns auf eure Ideen – liebe Literatur-Aktivist*innen, Autor*innen, Schreibgruppen, freie Lesebühnen – die Monat für Monat die Lettrétage zu dem machen, was sie ist. Als Ankerinstitution für die freie Literaturszene stehen wir euch auch in den kommenden Monaten zur Seite bei euren Veranstaltungen. Schreibt uns.