












Mit dem Fortschreiten der kalten Jahreszeit wächst bei vielen von uns das Bedürfnis, uns in unsere heimischen Höhlen zurückzuziehen und uns mit einem guten Buch, einer warmen Decke und einer dampfenden Tasse Tee gegen die zunehmende Kälte und Dunkelheit der Welt draußen abzuschotten. Mit anderen Menschen zusammen zu kommen, in den Austausch zu treten, eine Gemeinschaft zu bilden, ist aber mindestens genauso wirksam gegen den Herbstblues. Passend dazu erwartet uns in der Lettrétage im November ein kuscheliger Veranstaltungsmonat, in dem vielfältig und vielstimmig gelesen, improvisiert, musiziert und diskutiert wird.
Uns begegnen ganz unterschiedliche Ansätze zu kollaborativem literarischen und künstlerischem Arbeiten. Verschiedenste Formate loten die Möglichkeiten interdisziplinärer Zusammenarbeit aus. Außerdem stehen bei mehreren unserer Veranstaltungen im nächsten Monat die besonderen Herausforderungen und Fähigkeiten von neurodivergenten und Tauben Menschen im Mittelpunkt. Literatur als Ort der Begegnung, als Raum, in dem Differenz nicht trennt, sondern trägt – das ist im November unser Motto!
Am Samstag, dem 01. November um 20:00 Uhr lädt der vauvau-verlag zu einer Lesung von Matthias Behne und Holger Brülls. In ihrem Gemeinschaftswerk „NACHT NAHT“ nehmen uns die beiden Lyriker mit auf eine Reise, die häufig gespenstisch und düster anmutet und doch immer wieder von Witz und kurzen Lichtschimmern durchbrochen wird.
Am Dienstag, dem 04. November um 19:30 Uhr präsentiert die Übersetzerin Milena Adam Ken Keseys’ „Seemannslied“ erstmalig in seiner deutschen Übersetzung, knappe 25 Jahre nach dem Erscheinen des Romans. Der Autor, den Meisten wohl als Verfasser von „Einer flog über das Kuckucksnest“ ein Begriff, situiert seine Erzählung in einem Fischerörtchen in Alaska – geografisch wie zeitlich befinden wir uns am Ende der Welt. Gemeinsam mit Milena Adam suchen wir im Laufe des Abends nach Authentizität im Kapitalismus, unterhalten uns über ihre eigene Alaskareise und zeichnen jene Spuren nach, die Ken Kesey hinterlassen hat.
Umrissen wird, was bricht, gespalten wird, auseinanderfällt, entzweigeht oder eben reißt, wenn am 05. November um 19:00 Uhr acht Autorinnen sich zusammen-reißen und dem Thema der Fraktur literarisch widmen. Der Verband deutscher Schriftstellerinnen lädt zur Reflexion über das, was uns trennt.
Eine besondere Buchpremiere erwartet uns am Donnerstag, dem 06. November um 19:30 Uhr. Lucy Jones hat Ronald M. Schernikaus KLEINSTADTNOVELLE ins Englische übertragen und liest aus ihrer Übersetzung vor. Das Werk gilt heute als Klassiker der queeren Literatur und ist eine wütende Auseinandersetzung des Autors mit seiner eigenen Jugend im engen, rigiden Kleinstadtmief. Im Anschluss unterhalten sich Lucy Jones und der Mitherausgeber C. Bain über das Buch.
Die etablierte Reihe „Kurze kippen – Die Short Stories Night“ wartet am Sonntag, dem 09. November um 19:30 Uhr mit einer weiteren Ausgabe auf. Schreibende, die sich in ihren Texten mit Machtgefällen auseinandersetzen und Geschriebenes gerne teilen möchten, sind herzlich eingeladen, sich hier voranzumelden. Ebenso freuen wir uns über Zuhörende, die sich einfach nur von guten Geschichten inspirieren lassen möchten!
Fräulein Maus lädt am Montag, dem 10 November um 18:00 Uhr Interessierte auf eine musikalisch begleitete Reise durch emotionale Höhen und Tiefen ein. Spielerisch werden Neurodivergenz und bipolares Erleben einem jungen Publikum zugänglich gemacht. Die Kinderpsychiaterin Andrea Pietschmann lädt nach der literarischen Darbietung zu einem Austausch über Gespräche, die mit Kindern schwer zu führen sind, ein. Die Kinderbuchautorin Eleonore Vanoli hat der kleinen Maus ihr Leben eingehaucht, die Illustratorin Anja Möhricke hat sie in Farbe getunkt und die Geigerin Kerstin Kaernbach unterstützt sie instrumental in ihrem Lebensweg.
Am Mittwoch, dem 12. November um 19:30 Uhr treten zwei Dichter in einen fiktiven Dialog über den eigenen Ort, Nachlässe und Subversion in der DDR. Der Autor Willi van Hengel hat ein Literaturvermittlungsformat entwickelt, das sich nicht einordnen lässt, zwischen Hörbuch, Performance und Drama, eines, das schwankt, in dem Stimmen geliehen oder verzerrt werden und Klänge Gesprochenes verweben. Magnus Tautz spricht für den verstorbenen Künstler Frank Lanzendörfer mit Willi van Hengel, Tobias Breyers musikalische Expertise umhüllt den Dialog.
Ein kleines Jubiläum ereignet sich am Freitag, dem 14. November um 19:30 Uhr. Die beliebte Performancereihe CONVERGENCE gibt sich bereits zum zehnten Mal in der Lettrétage die Ehre. Einmal mehr können Sie sich einem immersiven Erlebnis hingeben, bei dem Bilder, Bewegungen und Musik ineinander strömen. Diesmal am Start sind Milchtritt, iYi und Det’ox + Nastya.
Am Montag, dem 17. November um 20:00 Uhr treffen Sara Hauser und Manuel Irmey vom Lyrikkollektiv das ad hoc auf Jon Savkin und Alina Gervers, Lyrikerinnen, die in deutscher Gebärdensprache arbeiten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe textOUR ist ein digitales Gedichtsammelsurium entstanden, auf das die vier Autorinnen lyrisch reagieren. Moderiert wird der Abend von dem Deaf Performer Eyk Kauly, der lyrische Austausch findet zweisprachig statt und es wird zwischen der Deutschen Gebärden- und Lautsprache simultan gedolmetscht.
Auf die politische Krise im Sudan werfen die Feministin und Ökonomin Shadia Abdelmoneim und der Arzt und Aktivist Ibrahim Khattab am Dienstag, dem 19. November um 19:00 Uhr einen analytischen und diskursiven Blick. Die beiden sprechen im Rahmen der Ibn Rushd Lectures unter anderem über die sudanesische Militärinstitution, den anhaltenden, bewaffneten Konflikt und die katastrophalen humanitären Auswirkungen dessen auf die Zivilbevölkerung. Die Veranstaltung findet auf Arabisch statt und wird von Amany Alsiefy moderiert.
Am Donnerstag, dem 20. November um 19:30 Uhr geht es um den Druck, zu funktionieren, um ADHS, Autismus oder Dyskalkulie, um die Vielfalt menschlicher Gehirne und Selbstakzeptanz. Die Autorinnen Kathrin Köller und Irmela Schautz präsentieren ihr neues Sachbuch „Richtig anders – anders richtig“. Gemeinsam mit der Moderatorin Svenja von Döhlen wird gelesen, gesprochen, aufgezeigt und diskutiert.
Wie funktioniert kollaboratives Arbeiten in der Literatur? Die Autor*innen Vijay Khurana, Madeleine Watts und Gabriel Flynn sind Teil einer siebenköpfigen „Writers Group“ und sprechen am Freitag, dem 21. Oktober um 19:30 Uhr in der Lettrétage über ihre Arbeitsprozesse und die Bedeutung einer Community. Alle drei haben kürzlich einen Roman veröffentlicht und die jeweiligen Entstehungsgeschichten gegenseitig eng begleitet.
Der Faden der Kollaboration spannt sich durch das Wochenende, wenn am Samstag, dem 22. November um 19:00 Uhr gefeiert wird, dass die Autorinnen Anna Wonde, Olga Schierhorn, Katharina Stein, Nadja Kasolowsky und Petra Lohan zusammen die Anthologie „Vier Uhr morgens“ veröffentlicht haben. Dem Buchtitel entsprechend steht das Dazwischen im Vordergrund, zwischen Tag und Nacht, zwischen Wach-Sein und Schlafen, zwischen Träumen und Alpträumen. Was passiert denn eigentlich, um vier Uhr morgens?
Zum Monatsabschluss findet am Mittwoch, dem 26. November um 19:30 Uhr eine weitere Edition der wiederkehrenden Vortragsreihe „Kilmé talks“ in der Lettrétage statt. Das kuratorische Duo aus Tyme Khleifi und Michael Barenboim hat es sich zur Aufgabe gemacht, palästinensische Stimmen sichtbar zu machen und lädt monatlich verschiedene palästinensische Künstler*innen, Wissenschaftler*innen oder Intellektuelle zu ihrem beliebten Veranstaltungsformat ein. Dieses Mal ist Basma Alsharif zu Gast.
