Die Lettrétage im Juni

Der Juni in der Lettrétage bringt neue Perspektiven, mutige Stimmen und experimentelle Formate auf die Bühne. Im Spannungsfeld zwischen Erinnerung und Gegenwart, zwischen aktivistischem Impuls und literarischer Reflexion begegnen uns Geschichten des Widerstands, der Transformation und der Zugehörigkeit. Ob im Zeichen des Pride Month, in der Auseinandersetzung mit historischen Exilen oder im Zusammenspiel von Text, Klang und Performance – im Mittelpunkt steht immer wieder die Frage, wie Literatur Räume der Sichtbarkeit und Begegnung schafft.

Im kommenden Monat widmen sich internationale Autor:innen, Musiker:innen, Performer*innen und Podcaster*innen politischen und persönlichen Realitäten, sprechen über Körper, Begehren und das Schreiben selbst. Dabei reichen die Themen von queerer Archivarbeit über die Poesie im Krieg bis zu literarischem Außenseitertum. Wir freuen uns auf bewegende Lesungen, subversive Performances, schrägen Humor sowie kritische Diskussionen. Der Juni wird vielfältig, nah und nicht zuletzt: literarisch widerständig.

Am Sonntag, den 01. Juni um 20:00 Uhr lädt der etece buch Verlag zum Auftakt des Pride Months ein. Gemeinsam soll die Aktivistin, Autorin und Archivarin Joan Nestle gefeiert werden. Dafür setzen sich Franziska Gänsler und Oska Borcherding künstlerisch mit Nestles „Begehren und Widerstand“ auseinander und nähern sich in Form von Lesung und Gespräch der Bedeutung dieser Arbeit. Im Anschluss besteht die Möglichkeit des Beisammenseins und Austauschs bei Getränken an der Bar.

Am Dienstag, den 03. Juni um 20:00 Uhr freuen wir uns nicht nur auf die besten, sondern auch die schlechtesten Schreibtipps aller Zeiten. So präsentieren Till Raether und Alena Schröder in dieser Liveausgabe des „sexy & bodenständig“ Podcasts eine Auswahl hilfreicher, inspirierender Schreibtipps von Freund*innen und Kolleg*innen. Das Publikum darf allerdings auch weniger empfehlenswerte Schreibtipps literarischer Größen sowie den Special Guest Ernst-Dieter Hemingway entgegenblicken!

Am Mittwoch, den 04. Juni um 20:00 Uhr erwartet uns eine Lesung aus dem unveröffentlichten Roman „Hier waren wir alle.“ von Ines Koenen. In dem Roman treffen vier Generationen zusammen – allesamt überzeugte Kommunist*innen und Sozialist*innen, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts weit verzweigt im sowjetischen und englischen Exil lebten. Die Familie überlebte weltweit – in Prag, London, Moskau, Tomsk, Eisleben, Berlin, Halle, Dresden, Kiel, New York – bis schließlich nach Kriegsende die verschiedenen Schicksale in Berlin und Moskau wieder zusammenfanden.

Am Donnerstag, den 05. Juni um 20:00 Uhr entführt Till Breitung mit seiner Lesung zum Roman „Telegramm aus der Zukunft. Tilla Durieux damals und heute.“ das Publikum in das Leben der Schauspielerin Tilla Durieux; in das Drama ihrer Ehe mit dem Kunsthändler Paul Cassirer, den Kampf gegen das Diktat wilhelminischen Kunstverständnisses sowie eine geheimnisvolle Prophezeiung aus der Zukunft.

Am Donnerstag, der 12. Juni um 20:00 Uhr, steht die Lettrétage im Zeichen ukrainischer Lyrik. Dabei gilt: Ukrainische Dichter:innen sind heute nicht nur literarisch aktiv. Manche sind direkt im Frontgebiet mit Hilfsaktionen im Einsatz und riskieren dabei ihr Leben. Einige kommen nicht zurück – so auch Victoria Amelina, deren Gedichte wir uns widmen wollen. Auch die Werke von Friedenspreisträgerin Serhij Zhadan nehmen besonderen Raum ein. Durch den Abend begleiten Jan Uplegger – freischaffender Schauspieler, Sprecher und Theatermacher – sowie Viktoria Leléka – Komponistion, Sängerin und Gründerin der band LELÉKA.

Welcome back! Am Freitag, den 13. Juni um 20:00 Uhr ist das KROSS COLLECTIVE mit der 8. Ausgabe von CONVERGENCE zurück. Auch diese Ausgabe versorgt die Zuschauer*innen mit immersiven Performances, in denen Text, Klang und Bilder ineinandergreifen und eine einzigartige Erfahrung entstehen lassen. Dieses Mal versprechen die Künstler*innen Bridget Ferril, William ‚Bilwa‘ Consta, Kinga Tóth und Days Like Television einen aufregenden, experimentellen Abend.

Den nächsten Wochenendauftakt macht am Samstag, den 14. Juni um 20:00 Uhr ein Zusammenspiel von Liedern und Geschichten mit Rainer Schildberger und Ingo Bieß. „Ich bin das Chamäleon. Nicht zu fassen. Im aktuellen Programm des Berliner Singer-songwriter-Duos geht es um Tarnung und Verwandlung, Phönixgefühle und das unsichtbare, 1000 Jahre alte Kind. Wir freuen uns auf schräge, doppelbödige Texte und poetische, politische Lieder.

Fußball, Außenseitertum und Briefe. Am Montag, den 16. Juni um 19:30 Uhr feiert Michaela Maria Müller gemeinsam mit Birgit Fuß und Christin Nichols das Erscheinen von „Klinsmann. Ein Briefroman“. Darin erzählt Müller von der ersten großen Liebe der Protagonistin und was es für Folgen hatte, in niemand anderen als Jürgen Klinsmann verknallt zu sein. Vielmehr noch: Liebte man als Mädchen den Fußball (und Jürgen Klinsmann), führte dies zu Vereinzelung, aber auch zum regen Briefeschreiben. Wir freuen uns auf die Lesung zu „Klinsmann. Ein Briefroman“ – eine Liebeserklärung an das Außenseiterum und die Entdeckung, wie alte Lieben noch leuchten.

Am Mittwoch, den 18. Juni um 19:00 Uhr begrüßt die Lettrétage zur vierten Ausgabe von Ibn Rushd Young. Die Filmermacher*innen Klud Dabash und Mehmet Küçük sind zu Gast, die in ihren Werken mit Grenzverschiebenden Narrativen die Komplexität von Identität, Macht, Migration und kreativem Widerstand erforschen. Wie groß ist die Macht des Geschichtenerzählens heute und wie ist sie mit kreativer Unabhängigkeit verbunden? Um Fragen wie diese zu ergründen, werden ausgewählte Szenen ihrer Filme gezeigt und gemeinsam mit Moderator Dr. Amany Alsiefy besprochen.

Wochenende! Oder: Zeit zum Feiern. Am Freitag, den 20. Juni um 19:30 Uhr veranstaltet „NaNe“, das NachwuchsNetzwerk des Börsenvereins Berlin-Brandenburg, die alljährliche Jute-Bücher-Party. Eingeladen sind alle, die eine Ausbildung in einer Buchhandlung machen, angefangen haben, bei einem Verlag zu arbeiten oder sich schlichtweg für die Buchbranche interessieren. In entspannter Atmosphäre besteht Raum, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen und zu plaudern. Zudem mit von der Partie, um mit Fabian Thomas über deren Projekte, Ideen und Zukunftspläne zu sprechen: Alyssa Fenner und Sabina Everts von der neu gegründeten Genossenschaft zoraLit sowie Otto Ritter, Buchhändler und Zukunftssprecher des Börsenvereins. Im Anschluss findet ein Buchhandel-Quiz statt – Gewinn: Beutel voller „Juter Bücher“.

Zweite Runde: Am Samstag, den 21. Juni um 20:00 Uhr freuen wir uns auf die zweite FLINTA Literaturnacht. „Girl, Show Me That Body (of Work)“ ist ein Literatur- und Performance-Projekt, das FLINTA*-Autor*innen mit Migrationshintergrund in Berlin in den Mittelpunkt stellt. Dies wird die zweite Veranstaltung der diesjährigen vierteiligen Reihe, die dieses Mal mit den Autor*innen Maria Bidian, Jacinta Nandi, Mara Genschel und A. A. Winterfeld erforscht, wie Literatur ein Medium für Heilung, Widerstand und Ermächtigung sein kann. Ein Abend voller kraftvoller Erzählungen, kritischer Reflexionen und gemeinschaftlicher Begegnungen.

Am Montag, den 23. Juni um 19:30 Uhr steht die Juniausgabe der kilmé talks an. Kilmé ist eine monatliche Gesprächsreihe, die palästinensischen Künstler*innen, Intellektuellen und Akademiker*innen eine Plattform bietet, um ihre Arbeit zu präsentieren und über Themen zu sprechen, die ihnen wichtig sind. Die Organisator*innen haben es sich zur Aufgabe gemacht, palästinensische Stimmen in ihrer ganzen Vielfalt und Kreativität zu präsentieren und so einen Beitrag zur Kulturlandschaft Berlins zu leisten, einer Stadt mit der größten palästinensischen Bevölkerung in Europa. Diesmal ist die Autorin, Aktivistin und Philosophin Yasmeen Daher zu Gast.

Einen gemeinschaftlichen Abschluss des Junis macht in der Lettrétage nichts weniger als ein Public Viewing. So finden die 49. Tage der deutschsprachigen Literatur 2025 wie üblich in Klagenfurt statt. Doch nicht jede Person fährt an den Wörthersee. Entsprechend sind wir zu allen Lesungen und der Preisverleihung ab Donnerstag, den 26. Juni bis Sonntag, den 29. Juni mit Slavica Klimkowsky und Thomas Beckmann zum Public Viewing beisammen. Gemeinsam schauen wir, was und wie die 14 Autor*innen lesen, ob die Jury um Klaus Kastberger dazu etwas Schlaues zu sagen hat – mit gespitzten Ohren und Kaffee.