Die Lettrétage im Juli

Nach Monaten, in denen sich Veranstaltung an Veranstaltung reihte, wird der Juli nun etwas ruhiger in der Lettrétage. Bevor wir uns danach in eine kurze Sommerpause verabschieden, haben wir noch einmal bekannte Gesichter und First-Timers gleichermaßen als Gastgeber:innen in der Veteranenstraße.

Wir freuen uns sehr, mittlerweile regelmäßiger Veranstaltungsort für Berlin Releases englischsprachiger Autor:innen geworden zu sein. The Reading findet nun schon zum achten Mal bei uns statt und präsentiert wieder einmal einen spannenden Roman, diesmal von Jennifer Neal, die „Notes on her Colour“ bei uns vorstellen wird. Die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Hautfarbe selbst wechseln kann, ist zugleich die Geschichte einer Suche nach Freiheit und Zugehörigkeit, für die Neale laut Aaron Coats im Chicago Review of Books „ovations“ verdient hat. Am 4. Juli ist sie zu Gast bei uns.

Um Zugehörigkeit und die Suche nach der eigenen Identität geht es auch bei der nächsten Abendveranstaltung: Jennifer Pfalzgraf und Thảo Trần stellen gemeinsam Texte vor, die sich von Frankreich bis Vietnam bewegen. Unter der Moderation von Katharina Stein lesen die beiden Autorinnen Erzählungen über Geister und Sternschnuppen, das Aufwachsen ohne Vater, Leben mit Vorurteilen und das Näherkommen in der Fremde. Wer mehr wissen will, kommt am 5. Juli in die Lettrétage.

Einen anderen Zugang zu Fragen der Biographie nehmen danach Erec Schumacher und Elke Mählmann. Bei Biografisches Schreiben – Rede über deine Wunden geht es um Traumata der Kindheit, um Ereignisse, die bei den Betroffenen auch viele Jahre später noch nachwirken. Es geht um Ohnmacht, Gewalt und Scham – aber auch um die Frage, wie das Schreiben darüber eine Möglichkeit des Umgangs mit dem Erlittenen darstellen kann. Wie lässt sich über derartige Erfahrungen schreiben? Welche Formen lassen sich finden? Für den Abend sprechen die Veranstalter:innen eine Triggerwarnung (sexueller Missbrauch, Alkoholismus) aus. Moderiert wird der Abend am 6. Juli von der Salonage-Gastgeberin Isobel Markus.

Direkt einen Tag später freuen wir uns auf einen Abend, der den Auftakt zu einer Serie darstellt: Love&Democracy: A sound installation in four parts ist der Name einer Soundinstallation des Künstlers Paul Brody, die sich zwischen Lyriklesung und Konzert ansiedelt. „Musical translations“ nennt Brody seinen Zugang. Aus einem Fundus verschiedener Texte zeitgenössischer Autor:innen hat Brody Klangkunstwerke erschaffen: Zu den Worten gesellen sich Kompositionen aus Samples, die live in einem Studio aufgenommen wurden. So entsteht etwas, das die Ankündigung treffend als „musikalisch-poetische Mini-Abenteuer“ bezeichnet. Wer mehr erfahren will, kann hier den Trailer zu der Veranstaltungsreihe anschauen.

Im Grenzbereich von Literatur und Performance verortet sich auch die folgende Veranstaltung: 2020 feierte die Performance “Wir arbeiten dran: Es könnte auch schön werden” des Kollektivs Pik 7 Premiere. Auf der Grundlage eines Textes der Autorin Martina Hefter fragte die Performance nach dem eigenen, aber auch dem allgemeinen, gesellschaftlichen Umgang mit Alter, Gebrechlichkeit und Tod. Jetzt, nach drei Jahren, zeigen die Pik 7-Mitglieder Angelika Waniek und Martina Hefter die Performance erneut. „Wir arbeiten dran: Es könnte auch schön werden“ ist eine Fortsetzung, ist Meditation, Monolog, Tableau, Rede, ein Bild übers und vom Alter – und findet am 14. Juli in der Lettrétage statt.

Um ein anderes Alter geht es dann bei Antioch as a Metaphor – Ways of Losing a City am 15. Juli: Aslı Erdoğan, Çağla Arıbal, Tracy Fuad und Sam Gilchrist Hall fragen nach der Faszination von verlorenen, zerstörten und verschwundenen Städte in verschiedenen Kulturen und Epochen. Verschiedene Texte sollen das Wesen dieser vergessenen, zerstörten und entweihten Orte einfangen – „transporting the audience to the haunting landscapes of a necropolis“.

Und den Abschluss des Monats macht dann die beliebte Eventreihe Poetic Hafla – wie üblich 10 Künstler:innen, ein Host, Performance, Lesung, Musik, Party. Ausgerichtet von Barak Moyal.

Wir freuen uns auf einen weiteren Monat mit der ganzen Bandbreite der freien Literaturszene Berlins!