Die Lettrétage im Februar

Der Februar bringt in elf ganz unterschiedlichen Veranstaltungsformaten die volle Bandbreite der freien Literaturszene Berlins: Neben Buchpremieren und Jubiläumsshows wird eine multi-sensorische Erkundungsreise zwischen Poesie, Filminstallation und Gong-Performance stattfinden. Außerdem gibt es von einem bunten hoffnungsvollen Valentinstags-Special-Happening, über den Auftakt einer Reihe zu Spotlights für eine bibliodiverse Kulturlandschaft bis hin zum Berliner Preis für Science Fiction in der Lettrétage vieles zu erleben:

Am 01. Februar präsentiert der Berlin Writers Workshop Chana Porter mit ihrem neuesten Buch THE THICK AND THE LEAN (Saga/ Simon & Schuster) Der spekulative Roman erzählt von der Verbindung zweier Frauen durch ein mysteriöses 1000 Jahre altes Kochbuch. Da ist Beatrice, die in einem religiösen Kult aufwächst, der Kalorienentzug als direkten Weg zu Gott versteht. Und da ist die Künstlerin und Computer Science-Studentin Reiko, die sich, nachdem ihr das Stipendium gestrichen wird, mit einem Berg von Schulden am Rande der universitären Gesellschaft wiederfindet. Die Rezeptesammlung einer Küchenhilfe aus früheren Zeiten bietet für beide möglicherweise einen Ausweg aus der unterdrückenden Gesellschaft. In THE THICK AND THE LEAN untersucht die Schriftstellerin Chana Porter die Diät-Kultur gleichermaßen wie die Stigmatisierung von Frauen aufgrund von Begierden jeglicher Art und geht dabei auch großen Fragen um Big Agriculture, Landrechte und Körperpolitik nach. Sie ist Co-Founderin eines Schreibprogramms für Frauen, Trans und Non-Binary Personen.

Wir gratulieren dem Literaturnetzwerk #BerlinAuthors zu 5 Jahren „Offenheit für alle“! Am 02. Februar wird dies mit einer Jubiläumsshow gefeiert. Neben dem monatlichen Stammtisch und Schreibtreffen organisiert das Netzwerk Workshops, Lesungen und Lesebühnen Die vier Leiterinnen setzen sich für die Vernetzung von Schreibenden in Berlin und Umgebung ein und heißen dabei jede:n willkommen, komplett unabhängig von Erfahrungswert und Genre.

S.M. Gruber, Katharina Stein, Liv Modes und Nadja Kasolowsky werden an dem Abend Texte von Autor:innen der vergangenen fünf Jahre und Auszüge ihrer vier Anthologien präsentieren.

Hanno Hartwig liest am 03. Februar aus zwei Gedichten. In MIT SILBERNEN WORTEN AUF ROT beschäftigt sich der aus der Botanik kommende Poet mit der inneren Land- und Leidenschaft. In einem zweiten Gedicht setzt er sich aus Klimakrise-Perspektive mit Theodor Storms Gedicht „Abseits“ von Theodor Strom auseinander. Musikalisch wird die Lesung von Claudia Risch mit ihrer eigenen Klangsprache und dem irischen Klangkünstler Francis Heery begleitet.

Am Freitag den 09. Februar begrüßt die 2016 gestartete deutsch-kanadischenVeranstaltungsreihe Book and you die Schriftstellerin und Performerin Maude Veilleux. Begonnen hat die Quebecerin ihre Karriere mit Fanzinen (Fan-Magazinen), gefolgt von zwei Romanen und Performances. Sie wird an dem Abend aus ihren zwei Gedichtbänden „Last call les murènes“ und „une sorte de lumière spéciale“ (beide Bouclard) vortragen und mit Jennifer Dummer darüber sprechen.

CONVERGENCE is an evening of immersive, multi-sensory performances, exploring dialogues between sound, text and visuals“ Was genau an dem Abend passieren wird, wissen wir ehrlicherweise selbst auch noch nicht. Wir sind aber sehr gespannt auf einen Bogen von Poesie über Filminstallationen hin zu Gong-Performances. Am 10. Februar bringen Tuce Alba, Ioana Cristina Casapu, Days Like Television, Andreea Hriscu, Silvia Laporta, Georg Leß und David Spittle unter der Moderation von Tom Bresemann vielverheißenden Sound und bestimmt eine spannende Atmosphäre in die Lettrétage.

Seit vielen Jahren ist SOUL AND THE CITY in der Lettrétage zu Gast. Am 14. Februar veranstalten sie eine VALENTINSTAG SPECIAL EDITION DER „BABYLON – THE EVENT OF MANY TONGUES AND CULTURES“-Reihe. Diese setzt sich für Zusammengehörigkeit, Einzigartigkeit und gegenseitiges Empowerment ein. Die Autorin, Podcasterin und MC Soar lädt zu einem multikulturellen, multi-gender Abend voll von Diversität, Kunst, Poesie und Sprachen. In verschiedenen Live Acts werden die (R)evolution, Transformation und vor allem die menschliche Schönheit gefeiert.

Aus ihrem Buch LANDGANG liest am 16. Februar die Autorin Mayjia Gille. Der Roman handelt von Magdalena, die 1986 den traumatischen Verlust von Heimat erlebt, als sie mit ihrer Mutter die DDR verlässt. Nach und nach schafft sie es, Fuß in Westberlin zu fassen und sich von den Enttäuschungen und Erkrankungen der Mutter zu lösen Ein Bekenntnis zum Leben und zur eigenen Geschichte, das zwischen Autofiktion und Zeitzeugenberichten die Grenzen der Wirklichkeit verschwimmen lässt. Moderieren wird Artur Becker, Schriftsteller und Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland und im Exil-P.E.N.- Club. Für musikalische Untermalung sorgt Arto Mäkelä, Gitarrist der Jazz Band Marriage Material, der u. a. auch schon mit Künstler:innen wie Sarah Connor und Michael Patrick Kelly auf der Bühne stand.

Der erste Berliner Preis für Science Fiction wird am 17. Februar in der Lettrétage verliehen! Zum Thema Post-/Transhumanismus wurden von der Vor-Jury, bestehend aus Alexander Kappe und Nikolas Göllner, sieben Finalist:innen erkoren, die an diesem Abend ihre Geschichten präsentieren werden: Lina Thiede studiert im Master Theorien und Praktiken professionellen Schreibens in Köln. I.V. Nuss veröffentlichte bereits den Roman „Die Realität kommt“. Jana Krüger schreibt Kurzprosa, Lyrik und Essays und arbeitet als DJ. Felix Anker veröffentlicht Texte in deutsch- und englischsprachigen Literaturmagazinen. Jana Diewald arbeitet derzeit als Stipendiatin des Startstipendiums für Literatur des BMKÖ Österreich an ihrem ersten Roman Michael Wehren ist als Regisseur, Dramaturg und Autor tätig. Im Anschluss wird gefeiert.

Am 19. Februar startet die von Patricia Stövesand und Malin Kraus kuratierte und moderierte Veranstaltungsreihe „Von der Seitenbühne – Sprechen über (Um-)Brüche im Literatur- und Theaterbetrieb“. In vier Ausgaben mit jeweils zwei Gäst:innen wird sich entlang der Themen Queerness, Schreiben und Sprechen über psychische Erkrankungen, die (Un-)Vereinbarkeit von Care-und Kunstarbeit sowie Popkultur auf die Suche nach Bedingungen, Fragen und Möglichkeiten einer bibliodiverseren Kulturlandschaft begeben. Bei der Auftaktveranstaltung werden lynn tmusiol, freie*r Künstler*in und Autor*in mit dem Fokus auf Klima, Klasse und Queerness und Tobias Schiller, Buchblogger (@tobiborns), Moderator und Initiator des Queerer Kanon-Newsletters, zu Gast sein.

Abgeschlossen wird das Februar-Programm mit einer Lesung von Ines Koenen am 21. Feburar aus ihrem Buch HIER WAREN WIR ALLE. In ihrer „Semi-Fiktion“ erzählt sie die Geschichte ihrer Familie, in der alle überzeugte Kommunisten und Sozialisten waren, die neben dem Klassenkampf auch ihre ganz persönlichen Kämpfe im Exil durchlebten. Die gebürtige Ostberlinerin Ines Koenen studierte Theaterwissenschaft, bevor sie sich in der Politik engagierte. Seit 2004 ist sie selbstständige Trainerin, Mediatorin und Coachin und wurde von ihrer Großmutter dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben.