„Wir tragen die bunten Trainingsjacken der verlorenen Sowjetstaaten und fahren die verschrotteten Fahrräder gleichgültiger Bürgerkinder, aus sämtlichen Hinterhöfen der Stadt sorgsam zusammen geklaut. Wir haben unsere Routine gefunden und wir weichen nicht mehr davon ab. Wir wissen, was zu tun ist.“
ich wäre gern an der erschaffung der kiesel steine beteiligt gewesen – die rundgeschliffenen ∙ münder + nasen ∙ ziehen vorbei & ihr verwässerter blick ∙ fällt
in die grund- schwingung gleichfarbener urmeere
zurück ∙ bleibt insgeheim mein sehnen nach deiner stimme an ihr hätte ich mich gerne beteiligt oder
vergangen ∙ die wände hinter den türen in den räumen unserer
liebesnächte ∙ alle akren glatt geschliffen im fluss
Christian Schloyer, „suche nicht nach murmeln im flussbett“, via lyrikline.
„Weißt du, was ich auf keinen Fall darf?“, fragte er, als wir allein waren. Er ging zur Zimmertür und drehte den Schlüssel herum. „Bei uns haben Mama und Papa schon alle Schlüssel abgezogen.“
„Und jetzt schließen wir wieder auf?“
„Warum denn?“
Es dauerte eine Viertelstunde, bis die anderen unser Fehlen bemerkten. In dieser Viertelstunde hörten wir immer wieder Schritte im Flur, und jedes Mal legte mein Neffe den Zeigefinger über die Lippen. Als die Klinke schließlich heruntergedrückt wurde, strahlten seine Augen vor Glück. Aus Nepomuks Regal suchte er das Drachenbuch heraus.
„Liest du mir vor?“, flüsterte er.
Jemand rief nach meinem Neffen, jemand rüttelte an der Tür. Die Rufe und das Rütteln wurden lauter, und mein Neffe sah mich unsicher an. Ich begann leise zu lesen.
Katharina Bendixen: Die leeren Wochen des Sommers (aus „Mein weißer Fuchs“, poetenladen, 2019, via)