An unseren Händen klebt Benzin

Ein Abend mit Klaus Ungerer, Ulrike Helms-Angels und Sedlmeir


(c) Klaus Ungerer

Dieser Abend wird Rock. Er wird das Gute auf der Welt gewaltsam durchsetzen und wieder aus den Händen gleiten lassen, wird all den Menschlein zusehen und vom Kopfschütteln Tinnitus kriegen. Vielleicht kommt Brad Pitt vorbei! Aber das bekäme ihm nicht gut. Ulrike Helms-Angels liest ihre Prosa direkt von der schiefen Ebene des Alltags herunter, kaltschnäuzig balancierend. Klaus Ungerer tanzt um sie herum und versucht, ein paar eigene Texte zum Vortrag zu bringen. Und Sedlmeir – Ja! Der echte! – rockt das Haus, bis die Diskokugel auf Warp 3 dreht. Es wird ein guter Tag zum Rumsitzen, Zuhören, Biernippen sein. Menschen brauchen eine Show!

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Ulrike Helms schreibt. Meistens geht es um Leute. Im Fratzenschneiden erlangte sie ein „Sehr gut“. Dann lag sie viel im Moor. Das zog. Die Mofagang verwehrte ihr den Zugang. Von ihrer Familie ließ sie sich esoterische Flausen aus dem Kopf lachen, so dass sie sich manches Mal einen hinfälligen Pudel zum Retten herbeisehnte. Später wurde deutlich, dass nicht alle Galeristen rechtsradikal sind und der Adel schwitzt. Davon handelt alles.

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Sedlmeir! Über ihn Worte zu machen, heißt, ihn beleidigen. Das überlassen wir der F.A.Z., die ihn in einem ihrer helleren Momente besang:

„Er ist Elvis, Vico Torriani und die gesamten Queens Of The Stone Age in einer Person. Wo Singer/Songwriter schmachtend mit ihrer Verletzlichkeit prahlen, da baut Sedlmeir die sich selbst entlarvende Schmalzpose. Er lässt das Publikum teilhaben an der Inszeniertheit der Inszenierung, er will ein Star sein, aber nie ein Sklave des Erfolgs.

Um richtig groß zu sein, ist Sedlmeir vielleicht zu intelligent, oder zu wenig verzweifelt. Käme er aus der Provinz, so hätte man ihn womöglich zur urigen Kultfigur stilisert. Aber Sedlmeir trägt die Berliner Lebensart in sich: nirgendwo allzu sehr hinzuwollen, weil man ja schon in Berlin ist. Interessiert zu sein an der Welt, aber nie allzu beeindruckt von ihr. Das Leben ist zu kurz, um ernst genommen zu werden.“

(c) privat

Klaus Ungerer ist sowieso immer da, er hat das Haus gebaut, er hat die Wiese gemäht, er zieht eure U-Bahn ins Ziel. Auch heute Abend wird er wieder seinen Gästen das Mikrofon aus den rot verkrallten Fingern winden, um Texte von van Hoddis und Plinius d.J. vorzulesen, oder, schlimmer, ganz eigene. Aber halb so wild: Gerüchte berichten, dass er sofort mit Lesen aufhört, sobald ihn jemand zum Bierchen einlädt. Support your local Literaturanbieter!